INTERVIEW

Produzent Danny Krausz über DER KNOCHENMANN

 

«Ich halte den Brenner auf eine sehr schräge Weise für eine liebenswerte Figur, die Ecken und Kanten hat und nicht eintönig ist, insofern ist sein Potenzial nicht erschöpft.» Danny Krausz über die Dreharbeiten zu Der Knochenmann


Jetzt ist der dritte Brenner-Krimi am Entstehen. War mit Komm, süßer Tod von Anfang an gedacht, dass sich da eine „Serie“ fortsetzen würde.

DANNY KRAUSZ: Geplant war es nicht, aber wir haben vorgesorgt, indem wir die Perspektive in Hinblick auf die Rechte geklärt haben. Ich will gar nicht sagen, ob wir alle verfilmen. Das ist auch stimmungsabhängig. Wir beabsichtigen jedenfalls, möglichst viele der Brenner-Romane umzusetzen und es ist ja eine abgeschlossene Anzahl von Geschichten da, ich denke, es sind sieben.


Wie kam es, dass die Wahl für die dritte Verfilmung auf Der Knochenmann fiel?

DANNY KRAUSZ: Wir haben mit Komm, süßer Tod einen Film in Wien in einem ganz bestimmten, urbanen Umfeld gemacht, mit Silentium den nächsten in Salzburg - also auch urban, aber in einem hochkulturellen Milieu angesiedelt und jetzt haben wir Der Knochenmann, der im ländlichen Gebiet spielt. Das haben sich die Kreativen sehr gewünscht, bevor man dann vielleicht wieder eine Geschichte in einer dritten Landeshauptstadt spielen lässt.  Wir haben mit den drei Drehbuchautoren Josef Hader, Wolfgang Murnberger und Wolf Haas überlegt, wie man das umsetzen kann, weil die Geschichte von vornherein nicht jener Haas-Krimi mit den größten filmischen Qualitäten ist. Es war klar, dass man Dinge hineinbringen musste, die sie so nicht hat. Das Schöne an der Arbeit mit Wolf Haas ist, dass er sehr sorgfältig, aber auch sehr flexibel mit seinen Helden umgehen lässt und das aber entsprechend observiert. Er ist von Anfang an bei der Drehbuchgestaltung dabei, sozusagen als moralischer Wächter seiner Figuren. Das hat sich so eingespielt. An Drehbuch für Der Knochenmann, darin sind sich die drei jedenfalls einig, hat Josef Hader den größten Anteil. Das kann man vorher nie sagen, wie sich das entwickelt. Am Anfang war es deutlicher aufgeteilt: Wolfgang Murnberger dramatisiert die Geschichte zum Filmdrehbuch, Joseph Hader bringt vor allem seine Figur Brenner und sehr dialogorientierte Geschichten ein. Wolf Haas achtet vor allem darauf, wo verlässt die Geschichte ihre Wurzeln, wohin sollte sie nicht tendieren, wo ist sie festgemacht, sodass die Eckpfeiler quasi bestehen bleiben, auch wenn man etwas dazu erfindet. Diesmal liegt der Fokus sehr stark auf einer Liebesgeschichte.


Zwischen wem?

DANNY KRAUSZ:  Das darf man sich dann aussuchen. Es gibt mehrere - glücklichere und unglücklichere, bizarre und unkonventionelle Beziehungen, aber es ist das Thema neben dem Schicksal, das die Figur des Löschenkohl betrifft. Ich fand es sehr reizvoll der Frage nachzugehen, wie sieht es unter Murnbergers, Haders und Haas’ Auspizien eine romantic comedy aus, auch wenn es eine Kriminalgeschichte bleibt.


Die Frauenfiguren sind ausgebaut worden und sind sehr stark besetzt?

DANNY KRAUSZ: Ich bin sehr froh darüber, dass wir Birgit Minichmayr gewonnen haben. Auf sie und die Verfügbarkeit von Josef Bierbichler haben wir im Grunde genommen gewartet. Es ging uns um die Kombination. Ich halte Birgit für eine der interessantesten jüngeren Schauspielerinnen, die es in Österreich gibt. Sie ist sehr eigenständig und sehr vielseitig, das war auch die völlig richtige Entscheidung, aber auch in anderen Rollen: Dorka Gryllus macht ihre Sache sehr gut, Edita Malovcic auch. Da sind sehr schöne Szenen entstanden, die dem dritten Brenner eine ganz neue Note geben werden.


War Josef Biernbichler auch ein Wunschkandidat?

DANNY KRAUSZ:  Absolut. Josef Bierbichler ist ein Schauspieler, der bewusst mit jeder Form der Konvention bricht. Ich habe schon mehrere Versuche unternommen, ihn ins Boot zu holen und das war nicht leicht. Er hat seine Teilnahme am Projekt vom Drehbuch abhängig gemacht, Josef brachte ihm schon mal ein Fragment, um ihn mal einzustimmen, es war letztlich aber eine Entscheidung, die erst in letzter Minute endgültig gefällt werden konnte. Es war für uns klar, dass das, was Josef Bierbichler in seiner Physiognomie, in seinem Spiel, in seiner Sprache und seinem Ausdruck vereint, der Figur des Löschenkohl sehr entgegenkommt und Josef Hader hat das Buch großteils schon im Hinblick auf die jetzt Spielenden schreiben können, was ein großer Vorteil ist, weil man das Profil einer Figur noch sehr schärfen kann. Es gibt viele filmische Beispiele, wo Bierbichler faszinierende schauspielerische Leistungen geboten hat, wo man einfach sieht, was er drauf hat und wie er eine Geschichte tragen kann.


Wenn der „romantische“ Aspekt im Vordergrund steht, heißt das, dass die Action- bzw. Thrillerelemente im Vergleich zu den anderen beiden Filmen unspektakulärer werden?

DANNY KRAUSZ:  Da soll man sich nicht täuschen, es geht auch in dieser Geschichte zur Sache, aber eben anders, in einem anderen Rhythmus. Brenner ist nicht immer der Gleiche, wir versuchen, das Tempo seiner Verfassung anzupassen, der Duktus ist ähnlich, aber der Rhythmus, ist ein anderer. „Fargo-mäßig“, dem Ambiente und dem Land entsprechen – karg, winterlich, bösartig. Man darf sich jetzt nicht auf eine klassische romantic comedy einstellen. Das ist nur eine Farbe, die der Film hat, aber er hat auch viele andere.


Das Brenner-Potenzial scheint jedenfalls noch nicht erschöpft. Kann man das so sagen?

DANNY KRAUSZ: Es ist jedenfalls das schauspielerische Potenzial Josef Haders noch nicht erschöpft. Zum Brenner-Potenzial kann man sagen, dass sich der Brenner zunehmender Bekanntheit und Beliebtheit erfreut. Wir haben mit Komm, süßer Tod im deutschen Sprachraum ein veritables Ergebnis erzielt. Silentium war das im deutschen Sprachraum nicht nur besser, wir hatten zusätzlich in sehr wichtigen europäischen Ländern einen Kinostart. So auch in Frankreich, wo Wolfgang Murnberger auch einen sehr anerkannten Krimipreis in Cognac gewonnen hat. Das Interesse für Brenner ist da, weil die Figur bekannt ist, ich halte ihn auf eine sehr schräge Weise für eine liebenswerte Figur, die Ecken und Kanten hat und nicht eintönig ist, insofern ist das Potenzial nicht erschöpft.


Interview: Karin Schiefer
März 2008