INTERVIEW

«Jetzt ist ein Ventil geöffnet.»

Iris Zappe-Heller, Österreichisches Filminstitut
Stellvertreterin des Direktors, Eurimages, Gender- und Diversityangelegenheiten
im Gespräch zum Film Gender Report 2012-16

 
Im Österreichischen Filminstitut (ÖFI) wurden 2013 Gender- und Diversity-Angelegenheiten offiziell als Kompetenz verankert. Es ist einer der Themenbereiche, für den Sie im ÖFI verantwortlich sind, neben Ihrer Funktion als stellvertretende Direktorin. Was waren für Sie persönlich die ausschlaggebenden Erfahrungen und Wahrnehmungen, die dazu führten, das Genderthema zu einem prioritären Thema zu machen?
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IRIS ZAPPE-HELLER: 2012 gab es einen von FOCAL initiierten Medici-Workshop für die Mitarbeiter*innen an Filminstituten, wo Anna Serna vom Swedish Film Institute einen Gender-Workshop hielt. Wir nahmen mit dem Gefühl daran teil, dass sich in unseren jeweiligen Ländern die Verhältnisse in einem ausgewogenen Bereich bewegten. Anna entließ uns mit den Worten: „Go home and start counting!“ Was auch geschah. Am schnellsten lagen die Resultate von Eurimages vor, wo man zu dem Ergebnis kam, dass 2012 nur 17% der geförderten Filmen unter weiblicher Regie entstanden waren. Gemeinsam mit mehreren Frauen, die auch für Eurimages tätig waren, beschlossen wir, etwas zu unternehmen. Im Dezember 2013 war die reguläre Eurimages-Arbeitssitzung in Wien, die wir zum Anlass genommen haben, auch ein Gender-Outreach-Meeting zu veranstalten. Wir haben über die Eurimages-Mitglieder hinaus die Projektkommission des ÖFI, FC Gloria und Interessierte in der österreichischen Filmbranche eingeladen. Dieser Abend, an dem auch einige Erfahrungsberichte von Frauen in der Branche zu hören waren, war nicht nur für mich ein Schlüsselerlebnis. Ich wurde im Anschluss daran auch vom Direktor des Filminstituts gefragt, ob ich nicht in meiner ÖFI-Tätigkeit einen Fokus auf Genderbelange setzen wolle. Damit war unsere Gender-Abteilung ins Leben gerufen. Es ging dann Schlag auf Schlag, ich wurde u.a. Ambassadrice bei EWA und es ging immer Hand in Hand mit Eurimages. Dadurch habe ich von vielen Best Practices in anderen Ländern erfahren und in dieser Zeit sehr viel gelernt.
 
 
Der EWA Report und auch die Sarajevo Declaration 2015 waren zwei wichtige Etappen. Können Sie diese kurz erläutern?
 
IRIS ZAPPE-HELLER: EWA steht für den Zusammenschluss European Women’s Audiovisual Network. Eines der Ziel war es, die Situation in Europa zu erfassen. Sieben Länder haben an diesem EWA-Report mitgemacht, der als erster einen genaueren Blick auf das weibliche Filmschaffen in diesen Ländern vorlegte. Die Sarajevo Declaration wurde im
im August 2015 im Rahmen des Filmfestivals von Sarajewo verabschiedet. Bosnien hatte damals den Vorsitz im Europarat, der bosnische Kulturminister hatte sich diese Deklaration zum Ziel gesetzt, die den Anstoß lieferte, um in der Folge die Council of Europe Recommendation on Gender Equality in the Audiovisual Sector verabschieden zu können. Dabei handelt es sich um Empfehlungen an alle 48 Mitgliedsländer und die assoziierten Länder des Europarates, wie Genderdaten zu erheben sind, wie man sich einer Genderparität nähern kann. Die Empfehlungen reichen von der Gesetzgebung bis zu Fördereinrichtungen, Festivals und den Filmschaffenden selbst und sollen grundsätzlich ein Gender-Bewusstsein schaffen. Im September 2017 wurden diese Empfehlungen von allen 48 Ländern unterzeichnet. Sie sind natürlich nicht verbindlich, sind aber ein wichtiger Anhaltspunkt, immerhin gibt es auch Länder, die sich noch nie mit dem Thema beschäftigt haben.
 
 
Wie spannte sich dann der Bogen zum Startschuss der umfassenden Untersuchung, die dem im Mai 2018 erschienenen österreichischen Gender-Report zugrunde liegt?
 
IRIS ZAPPE-HELLER: Hinter dem Entschließungsantrag des Nationalrats liegt die grundlegende Frage nach der Verwendung der Fördergelder. Das BKA hat unseren Aufsichtsrat damit konfrontiert. Das ÖFI wurde in der Folge beauftragt, den Genderreport durchzuführen. Wir haben uns mit Barbara Fränzen von der Filmabteilung des BKA zusammengeschlossen und es gemeinsam in die Wege geleitet; wir wollten aber eine neutrale, akademische Stelle haben, die die Untersuchung durchführt – das war das Institut für Soziologie der Universität Wien, unter der Leitung von Eva Flicker.
 
 
Ein wesentliches Merkmal dieses Gender-Reports ist, dass er sowohl eine Off-screen- als auch eine On-screen-Perspektive berücksichtigt, damit sind einerseits die Produktionsbedingungen, andererseits die Inhalte auf den Leinwänden gemeint. Was gibt es Grundlegendes zur Forschungsstrategie zu sagen?
 
IRIS ZAPPE-HELLER: Wir sind an das Institut für Soziologie schon mit einem umfassenden Themenkomplex, der seine Wurzeln im EWA-Report hatte, herangetreten. Im EWA-Report waren bereits Daten aus den Jahren 2006 bis 2013 erfasst. Daran anzuknüpfen hielten wir für sinnvoll, auch wenn es mit dem Zeitfenster des Gender Reports (2012 – 2016) schließlich zu einer leichten Überlappung gekommen ist. Die Perspektiven on- und off-screen haben wir übernommen, weil sich sowohl bei EWA als auch bei Eurimages eindeutige Korrelationen zwischen der Präsenz von Frauen in den Head of Departments und dem Gesellschaftsbild, das über die Filme vermittelt wurde, ergeben haben. Ich halte das für einen der interessantesten Punkte, da die On-screen-Inhalte das Publikum direkt erreichen und damit ein Wandel in den Geschlechterbildern beschleunigt oder behindert werden kann. Das Wiederkäuen von Stereotypen und Klischees behindert eine gesellschaftliche Weiterentwicklung. Es muss darum gehen, ein anderes Frauenbild zu schaffen, ein breiteres gesellschaftliches Spektrum auf die Leinwand zu bekommen.
 
 
Gab es sonst noch weitere Punkte, auf die ein Fokus in der Untersuchung gesetzt wurde?
 
IRIS ZAPPE-HELLER: Ein weiteres Augenmerk galt den Förderzahlen, die Realitäten sehr klar widerspiegeln. Wir verfügten über die Förderzahlen des ÖFI sowie des BKA und traten natürlich auch an die übrigen Förderanstalten heran. Ich fürchte, wir haben da in unserer ersten Euphorie einige etwas verschreckt, indem wir eine äußerst umfassende Tabelle verschickt haben. Da arbeiten wir an einer Verbesserung. Diese Zahlen sind enorm wichtig, weil die zahlenmäßige Diskrepanz zwischen eingereichten und geförderten Projekten viel aussagt. Der Zeitraum des ersten Gender Reports war so gewählt, dass er mit 31.12.2016 endet. Mit 1.1.2017 trat das Gender Incentive in Kraft, ein zeitlicher Schnitt, der uns wichtig war, um in Zukunft ein Vorher und Nachher betrachten zu können. Ein weiterer Schwerpunkt galt den Festivals, bei denen wir uns sowohl die Auswahl der Filme als auch die gendermäßige Besetzung der Jurys, Selektionskomitees sowie die erste und zweite Ebene im Team anschauten. Ein letzter Schwerpunkt galt der Institution, wo alles beginnt – der Filmakademie. Die Verteilung der Studierenden liegt dort bei ca. 50:50 (übrigens ein Verhältnis, das sich mehr oder weniger durch ganz Europa zieht). Nach der Ausbildungszeit wird dann plötzlich das berühmte „Leaky-Pipeline-Syndrom“ virulent: Die ausgebildeten Frauen kommen nicht entsprechend in der Filmförderung an und keiner weiß warum und auch nicht, wohin diese Frauen beruflich gehen. Leider hätte eine qualitative Untersuchung dazu den Rahmen dieses Reports gesprengt. Ein weiteres Anliegen für einen der nächsten. Vielleicht funktionieren ja unsere Gender Incentives so gut, dass diese Frauen bis dahin wieder im Filmbereich auftauchen.
 
 
Welche Herausforderungen stellte dieser ambitionierte Forschungsplan in der praktischen Umsetzung? Mussten manche Ansätze modifiziert werden?
 
IRIS ZAPPE-HELLER: Dem ÖFI kam die Aufgabe zu, die Daten zu sammeln und wir haben die Daten in einer ersten Stufe aufbereitet, sodass das Institut für Soziologie damit arbeiten konnte. Im ÖFI war Birgit Moldaschl hauptberuflich damit befasst, die Zahlen in die Tabellen einzupflegen und nachzuhaken, wenn etwas fehlte, unterstützt wurde sie von zwei Praktikantinnen. Diese Daten gingen dann an die Universität Wien, wo Lena Vogelmann die Zahlen in das dortige Auswertungsprogramm eingespeist hat. Die Praxis hat im Detail natürlich immer wieder Fragen aufgeworfen, wie z.B. die Erhebung der Besetzung der Stabsstellen, die bei Einreichungen oft noch nicht erfolgt waren oder die Definition des Verantwortungsbereichs in einer Produktionsfirma, um für die Erhebung relevant zu sein ... Es hat ca. eineinhalb Jahre gedauert, bis ein erster, sehr umfangreicher Bericht des Instituts für Soziologie vorlag. Dieses Konvolut von ca. 220 Seiten haben wir in Zusammenarbeit mit dem BKA auf seine Essenz eingedampft und versucht, diese in eine möglichst gut lesbare und verständliche Form zu bringen.
 
 
Wie ließ sich die Inhaltsanalyse von 100 Kinospielfilmen in die Praxis umsetzen?
 
IRIS ZAPPE-HELLER: Für diesen Prozess waren sehr viele Leute notwendig, weshalb wir ihn ausgelagert haben. Anna Koblitz vom Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaften, hat ein Team zusammengestellt, das die 100 Filme gesichtet hat. Den Fragebogen dafür haben wir wiederum gemeinsam entwickelt, im Bewusstsein, dass wir uns nur auf der Oberfläche bewegen konnten. So fehlen bei den Zahlen z.B. beim Thema sexualisierte Gewalt die Zuordnungen zu einem Genre. Ob es sich um eine Komödie oder ein Drama handelt, macht diesbezüglich inhaltlich natürlich einen großen Unterschied. Uns war bewusst, dass es sich in einem ersten Schritt nur um eine quantitative Sammlung handeln kann. Eine tiefergehende Analyse liegt uns hier sehr am Herzen; diese möchten wir beim nächsten Report angehen, wissend, dass dies ressourcenmäßig eine große Herausforderung sein wird.
 
 
Haben die Ergebnisse vieles bestätigt oder haben sie Sie auch überrascht?
 
IRIS  ZAPPE-HELLER: Im Großen und Ganzen sind unsere Vermutungen bestätigt worden. Überrascht waren wir über die Vehemenz, mit der sich die ungleiche Verteilung von der ersten bis zur letzten Stufe, von der Filmakademie bis zu den Festivals durchzieht. Und mit welcher Konsequenz sich eine Aussage durch den gesamten Prozess anwenden lässt: „Sobald es um richtig viel Geld geht, sind die Frauen nicht mehr wirklich existent“. Eines muss man herausstreichen: Wir haben die Fördersummen von ÖFI und BKA in einen Topf geworfen. Man muss aber betonen, das BKA legt schon seit Längerem großen Wert auf eine gendergerechte Verteilung der Fördermittel. Im Vergleich zu den Mitteln, die vom ÖFI vergeben werden, handelt es sich dabei jedoch um deutlich geringere Summen.
 
 
Seit 2017 gibt es den Gender Incentive des ÖFI, wonach Produktionsfirmen, die Projekte in den Kerndepartments mit Frauen besetzen, zusätzliches Fördergeld für neue Projekte, in die wiederum Frauen federführend eingebunden sein müssen, lukrieren können. Wie wird das angenommen?
 
IRIS  ZAPPE-HELLER: Man sieht den Einreichungen sehr deutlich an, dass die zusätzlichen
€ 30 000,- für viele Produktionsfirmen einen Anreiz darstellen. Wir fragen nun auch in unseren Einreichformularen bei den Stabstellen das Geschlecht ab. Das muss zusätzlich angekreuzt werden und schafft somit Bewusstsein – einen der Effekte, die wir uns gewünscht haben. Zusätzlich verlangen wir in der Kalkulation eine Aufstellung der Positionen, je nach männlicher oder weiblicher Besetzung, sodass unterm Strich sehr klar einsehbar wird, wieviel Geld eines Projektes an Frauen, wieviel an Männer fließt.
 
 
Wenn die harten Fakten auf dem Tisch liegen, gilt es in weiteren Schritten Strategien zu entwickeln, um Veränderung herbeizuführen. Finanzielle Anreize sind ein Weg. Welche Bemühungen gibt es, auf der „soften“ Ebene, um im Bewusstsein der Akteure nachhaltig etwas zu bewegen?
 
IRIS  ZAPPE-HELLER: Die Projektkommission des ÖFI ist grundsätzlich genderparitätisch besetzt, soweit dies bei einer fünfköpfigen Kommission möglich ist. Mit unserem Direktor, der bei jeder Sitzung anwesend sein muss, steht eine männlich besetzte Position fest. Klar ist auch, dass es nicht reicht, eine Frau zu sein, um genderaffin zu denken, Projekte dahingehend zu lesen und zu entscheiden. Wir haben vor einigen Jahren mit einem Unconscious bias-Training für unsere Kommissionsmitglieder begonnen, das ganz gut angenommen wurde, wenn auch noch nie alle vertreten waren. Zurzeit wird es einmal jährlich angeboten, ich könnte mir vorstellen, dass es mit einem Fokus auf das Drehbuchlesen erweitert wird. Weiters lassen wir unsere Spielfilmdrehbücher von einer Gender-Expertin rein auf Genderaspekte analysieren. Diese schriftlichen Analysen stehen unserer Projektkommission vor der Sitzung zur freiwilligen Nutzung zur Verfügung. Aktuell in Entwicklung ist ein Leitfaden zum genderaffinen Lesen eines Drehbuchs, den wir auch auf Dokumentarfilme ausweiten wollen. Wir sind der Ansicht, dass es im Dokumentarfilm sehr einfach wäre, sich verstärkt zu bemühen, auch Expertinnen zu Wort kommen zu lassen. Das sind unsere nächsten Schritte, die wir seitens des ÖFI ins Auge fassen und die wir auch bei Eurimages vorschlagen werden.
 
 
Eurimages hat eine sehr konkrete Zielsetzung: 2020 eine Parität von 50:50 in der Projektförderung zu erreichen. Wie sehr hilft es auf nationaler Ebene, wenn auf einer europäischen Ebene auf ein ehrgeiziges Ziel hingearbeitet wird?
 
IRIS  ZAPPE-HELLER: Als wir bei Eurimages über mögliche gendertechnische Maßnahmen nachzudenken begannen, standen wir vor der prinzipiellen Frage, wie ein Spitzenfinancier, der nur mit Projekten zu tun hat, die von nationalen Förderentscheidungen abhängen, in diese Richtung Einfluss nehmen kann. Es war erstaunlich, wie schnell sich die Nachricht verbreitet hat, dass Eurimages nach Projekten mit Regisseurinnen suchte. Die Einreichungen sind in die Höhe geschnellt. Wir haben auf allen Ebenen gearbeitet, das Board of Management zu einem bewussteren Denken zu bewegen und bei einer unserer Sitzung im Dezember 2017 haben wir eine 50:50 Quote erreicht. Das war eine Momentaufnahme, aber es war ein erstes Mal geschafft. Dazu muss ich sagen, dass die eingereichten Projekte von einer umwerfenden Qualität waren. Ich hatte den Eindruck, hier sind Filmemacherinnen lange zurückgehalten worden und jetzt ist ein Ventil geöffnet, das sie vorpreschen lässt. Noch nie gesehene Blickwinkel, komplett neue Annäherungen an Themen und Inhalte, wo ich mir mit Überzeugung sagen konnte „Das will ich sehen.“ Es war eine schöne Bestätigung, dass es durchaus möglich war, aus der Position des Spitzenfinanciers auf nationale Ebenen einzuwirken.
 
 
Wo positioniert sich Österreich im internationalen Vergleich?
 
IRIS  ZAPPE-HELLER: Österreich wird mit den derzeitigen Maßnahmen nach Schweden an zweiter Stelle genannt und gehört somit zu den Vorreitern. Ich hoffe, dass wir demnächst mit den Förderergebnissen nachziehen, sonst laufen wir Gefahr, unglaubwürdig zu werden. Unsere aktuelle Projektkommission hat ein Mission Statement abgegeben, in dem 50:50 als Zielsetzung für Produktion, Regie und Drehbuch formuliert wird. Die Kommission ist bis 2020 bestellt, also sollte auch innerhalb ihres Aktionsrahmens ihre Zielsetzung erreicht werden, ehe sie neu besetzt wird. Wichtig für uns ist, dass alle Hebel, die wir in Bewegung setzen, letztlich zu den entscheidenden Ergebnissen in der Vergabe der Fördermittel führen.
 
 
So ein Prozess braucht dennoch einen langen Atem.
 
IRIS  ZAPPE-HELLER: Absolut. Das bestätigt auch meine schwedische Kollegin, die betont, dass es einer permanenten Wachsamkeit bedarf. Sobald nicht genau darauf geachtet wird, rutschen die Zahlen aus der 50:50 Waage, sogar in einem progressiven Land wie Schweden, das sich schon lange darauf konzentrieren konnte. Es ist unbestritten noch ein weiter Weg zu gehen. Der erste Schritt ist gesetzt und der kann auch nicht mehr rückgängig gemacht werden.
 
 
Wie sehen die Pläne aus, um nun nach Erscheinen des Reports für eine Kontinuität in der Beobachtung zu sorgen?
 
IRIS  ZAPPE-HELLER: Wir planen den nächsten Gender Report für 2020, der die Jahre 2017 und 18 erfassen soll. Die Schwerpunkte werden wir demnächst in einer gemeinsamen Sitzung mit dem BKA und dem Institut für Soziologie festlegen. Wir werden gewiss an den Förderzahlen festhalten, die wir kontinuierlich und genderadäquat publizieren. À la longue halte ich es für state of the art, dass alle Förderinstitutionen ihre Ergebnisse nach diesem Modell publizieren. Da spreche ich für Österreich wie für Europa. Ich wünsche mir ein verstärktes Feedback seitens der Festivals und zähle da sehr auf die neue Viennale-Direktorin. Und ich hoffe, dass die erwähnten Förderpartner*innen, die angesichts unserer riesigen Tabelle eingangs abgeschreckt wurden, nun, wo sie den Gender Report in Händen halten, besser sehen können, worin unsere Zielsetzung bestand. Jetzt hat alles eine konkrete Form, jetzt erklärt sich auch, weshalb wir nicht locker gelassen haben.
 
 
Interview: Karin Schiefer
Juni 2018
«Im Großen und Ganzen sind unsere Vermutungen bestätigt worden. Überrascht waren wir über die Vehemenz, mit der sich die ungleiche Verteilung von der ersten bis zur letzten Stufe, von der Filmakademie bis zu den Festivals durchzieht. Und mit welcher Konsequenz sich eine Aussage durch den gesamten Prozess anwenden lässt: „Sobald es um richtig viel Geld geht, sind die Frauen nicht mehr wirklich existent“.»