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KALTFRONT von Valentin Hitz

 

Ein missglückter Einbruch, der den Drahtzieher der Aktion im Koma am Tatort zurück lässt. Drei junge Leute müssen untertauchen. Ein Helfer stellt gegen die gestohlene Ware als Kaution seine Freundin mit deren Kindheitsdomizil in den Tiroler Bergen zur Verfügung. Die ratlosen Komplizen liefern sich ihm aus, entkommen den Fahndern in der Stadt, werden jedoch in der Abgeschiedenheit des Bergbauernhofs sich selbst zur eigenen Falle. Die Hoffnung auf ein bisschen schnelles Geld war alles, was aus den fünf kurzfristig so etwas wie eine Gruppe gemacht hatte, doch Unwissenheit und Ungewissheit in der unwirtlichen Umgebung liefern schnell den nötigen Nährboden zum Nervenkrieg: Chris und Jacqueline haben zwar die drei Versager in der Hand, ihre Liebe zueinander ist ihnen längst entglitten; von Sandra und ihrem Begleiter, versteht man sowieso nicht, warum sie ein Paar sind und Max, der einsame Wolf, kompensiert seinen Frust, indem er mit seiner Videokamera durch Fensterritzen schnüffelt und lauscht, um dann Intrigen auszustreuen und Machtspielchen zu versuchen, die ihn in seiner selbst gewählten Rolle als Widerling täglich aufs Neue bekräftigen. Grenzen werden aufs äußerste ausgereizt, bestehende Allianzen kippen, neue können sich nicht bilden, denn das Misstrauen ist allgegenwärtig.

Der 33-jährige Filmemacher Valentin Hitz, Absolvent der Wiener Filmakademie, hat in seinem ersten langen Spielfilm Kaltfront ein Drama um fünf junge Leute entwickelt, die ihre pubertären Eskapaden längst hinter sich haben, die jedoch im Spiel vom Erwachsensein immer wieder von ihrer Sehnsucht nach dem Kindsein und dem Tun ohne Verantwortung eingeholt werden. Er variiert das Thema vom "geschlossenen Raum", indem er ihn in der Weite der Natur im Haus von Jacquelines Großmutter, dem Inbegriff ihrer verlorenen Freiheit und Kindheitsträume, situiert und lässt die Technik, ob Fernsehen oder Mobiltelefone, die unsichtbare Barriere zur Außenwelt durchdringen, was beides letztlich nur dazu führt, Missverständnisse zu verstärken die wachsenden Spannungen zuzuspitzen, bis die Eskalation unabwendbar ist. (ks)