INTERVIEW

«Oft scheitern ja auch diejenigen, die tatsächlich Gold finden und reich werden.»

 

Andreas Horvath über seinen neuen Film EARTH'S GOLDEN PLAYGROUND.




Wonach hatten Sie gesucht, als Sie auf die kanadischen Goldgräber stießen?
Andreas Horvath: Ich bin zufällig auf das Thema gestoßen. Ich habe Recherchen zu einem Spielfilm gemacht und musste in Dawson City übernachten, was gar nicht geplant war. Von dem Moment an, wenn man die Brücke über den Klondike River überquert und in einer großen Kurve am Yukon River entlang in die Stadt fährt, taucht man in eine andere, magische Welt ein. Das faszinierende an Dawson City ist auch, dass es im Winter eigentlich das Ende einer hunderte Kilometer langen Sackgasse markiert. Von Whitehorse kommend, gibt es in Dawson nur noch eine Eispiste über den Yukon River, danach wird die Straße nicht mehr geräumt. Es ist im Winter also keine Verbindung zu Alaska gegeben. Das erzeugt ein merkwürdiges - wenn auch vielleicht trügerisches - Gefühl der Zusammengehörigkeit für alle, die es bis dorthin geschafft haben. Es gibt nicht viele Orte, von denen man das sagen kann. Sowieso ist dieser Teil des Kontinents extrem isoliert; begrenzt im Norden durch das Eismeer und im Westen durch die Beringstraße.

Nach This Ain’t No Heartland haben Sie erneut einen Dokumentarfilm am nordamerikanischen Kontinent gedreht. Was zieht Sie daran an?
Andreas Horvath: Ich habe mit 16 Jahren ein Austauschjahr in Iowa, im amerikanischen Mittel-westen, verbracht. Das hat mich sicher geprägt. Aber es hat ja eine lange Tradition, dass Europäer sich dem Phänomen Nordamerika zuwenden. Nordamerika gewährt immer wieder einen unverstellten Blick auf fast archaische Verhältnisse. Ich glaube das hat teilweise mit der in vielen Bereichen spürbaren Abwesenheit des Staates zu tun. Das sind wir in Europa einfach nicht in dem Ausmaß gewöhnt. Die Ausbeutung von Bodenschätzen im Yukon ist so ein Beispiel. Das Free Entry System erlaubt jedem Menschen auf öffentlichem Grund Schürfrechte zu erwerben und nach Gold zu suchen. Etwas Vergleichbares ist bei uns undenkbar. Die Abgaben, die man pro Unze Seifengold an den Staat zahlt, haben sich in über 100 Jahren nicht verändert. Die Gebühr wurde 1902 fixiert, als man für eine Unze Gold 15 Dollar bekam. Inzwischen hat sich der Goldwert aber verhundertfacht. Ein „Claim“, d.h. eine limitierte Fläche, für die man das Schürfrecht erwerben kann, kostet immer noch ca. 10 Euro. Das alles ist natürlich für viele verlockend. Und so gewinnt man Einblick in eine für uns anachronistisch anmutende Welt.

Der Film beginnt mit Bildern einer endlosen, wenig einladenden Landschaft und kartografischen Elementen. Wind und Musik dazu machen diesen Filmbeginn zum Einstieg in einen Abenteuerfilm? Sollte es der Einstieg in eine Rätsel-, Geheimnis- oder Schatzsuche sein?
Andreas Horvath: Ja, ich wollte die Gefühle vermitteln, die ich selbst hatte, als ich das erst Mal in den Yukon kam. Man kann das Abenteuer oder das Geheimnis bei diesem Thema nicht ausblenden. Der Yukon ist eine mythisch aufgeladene Region. Sibirien, in dem es ähnlich viele Rohstoffe gibt, leitet sich vom tatarischen „sibir“ ab, und bedeutet „schlafendes Land“. Das ist ein sehr treffender Begriff für diese ungeheuren nordischen Landmassen, in deren Permafrostböden ungeahnte Schätze verborgen liegen. Auf der einen Seite ist da das unberührte Land, wie ein schlafender Riese, auf der anderen Seite der Mensch, der mit Blick auf die Karten plant, wie er diesem Riesen zuleibe rücken kann, oder – in Anlehnung an den Nibelungen-Mythos – wo er dem Riesenwurm einen Stich versetzt, damit der den Goldschatz, den er hütet, preisgibt.

EARTH'S GOLDEN PLAYGROUND hat sehr viel mit Unbekanntem, Unerforschtem zu tun. Zum einen geht es um die Schätze, die unter der Erdoberfläche liegen. Es geht aber auch darum, was sich hinter dem abstrakten Abbild von Landschaft, der Landkarte, verbirgt. Der Film gibt auch einer Landschaft ein Gesicht, deren Existenz nicht wirklich in unserem Bewusstsein ist. Das ist interessant insofern, als heutzutage der Eindruck entsteht, dass es kaum noch unerkundete, wirtschaftlich ungenutzte Orte auf dieser Welt gibt. Was hat Sie bei diesem Thema im Besonderen bewegt?
Andreas Horvath: Eine Landkarte steht oft am Beginn einer aggressiven Landnahme. Aus der Luft sieht man der Landschaft ja nicht unbedingt an, wie bedroht sie ist, womöglich nicht einmal, was bereits mit ihr geschehen ist. Da sind spezielle Karten, die Claims oder bereits zerstörte Landstriche („disturbed“, wie es in Kanada euphemistisch heißt) darstellen, schon aussagekräftiger. Aber was sagen die wiederum aus über die Nachhaltigkeit der Zerstörung? Womöglich erholt sich die Landschaft tatsächlich schneller als wir denken von so einem massiven Eingriff. Der Glaube des Menschen an die Macht abstrakter Darstellungen hat jedenfalls auch etwas Anmaßendes. Es war mir wichtig, zu zeigen, was es bedeutet, einen Claim tatsächlich in der Natur abzustecken - wenn aus der abstrakten Vorstellung und dem Finger auf der Landkarte eine konkrete Aktion wird. Das beginnt im Yukon auch heute noch mit dem Vermessen von unberührtem Gebiet mit einem gewöhnlichen Maßband und dem Fällen von zwei Baumstämmen, die dann als Begrenzungspfosten dienen.

Madmen and Dreamers ist der Titel eines Buches, das einer Ihrer Protagonisten hervorzieht. Kann man alle Ihre Protagonisten unter dieses Motto ordnen. Wie und wo sind Sie diesen Männern begegnet? Müssen nicht auch die harten Geschäftsmänner der größeren Firmen Träumer sein, um an dieses Geschäft zu glauben?
Andreas Horvath: Ich würde nicht sagen, dass alle Menschen, die im Klondike ihr Glück versuchen, entweder Verrückte oder Träumer sind, aber diese Gegend zieht definitiv sehr viele Menschen an, die eine gewisse Vergangenheit haben, einen Neubeginn suchen oder auch einfach nichts mehr zu verlieren haben. Die meisten, die länger dort bleiben, haben sicherlich eine Art von Konzept. Mir war es aber wichtig, auch Menschen zu zeigen, die am Klondike scheitern, weil sie sich überschätzt haben und letztlich aufgeben mussten. Die sieht man dann eines Tages einfach nicht mehr in der Bar. Das Scheitern war immer schon ein wesentlicher Teil dieser Geschichte, seit dem großen Goldrausch 1897/98. Oft scheitern ja auch diejenigen, die tatsächlich Gold finden und reich werden. Viele haben diesen Paradigmenwechsel psychisch nicht verkraftet. Ich frage mich auch, ob der einzige, der in meinem Film Gold findet und sich damit ein Leben auf den Philippinen finanziert, glücklicher ist als die anderen. Der Klondike ist ein interessanter Mikrokosmos, weil zwei wesentliche Themen hier ganz elementar zutage treten: materieller Erfolg und irdisches Glück. Durch die Reduzierung auf das Gold sind diese existentiellen Fragen hier fast schon symbolisch zugespitzt. Es ist interessant, dass der nordamerikanische Begriff vom „pursuit of happiness“ im Deutschen ambivalent klingt, weil „Glück“ im Deutschen zweideutig ist. Wenn man das Glück hat und Gold findet, findet man damit auch das Glück? Im Englischen unterscheidet man zwischen „happiness“ und „luck“.

Bereits in Arab Attraction gingen Sie zwei sehr konträren Welten auf den Grund und auch in  EARTH'S GOLDEN PLAYGROUND stoßen Oppositionen und Kontraste aufeinander – es scheinen das 19. und das 21. Jh nebeneinander zu existieren. Der alte Mythos der Goldgräber und der große Profit. Einer der Protagonisten lebt den Kontrast zwischen harter Arbeit und Nichtstun in einer sehr konsequenten Form. Wie kann man sich vorstellen, dass es auch heute Sinn macht, sich als Einzelgänger sich auf Goldsuche zu machen?
Andreas Horvath: Viele Goldgräber sprechen nicht von einem Beruf, den sie ausüben, sondern von einem Lebensstil, dem sie nachgehen. Trotzdem: wenn man eine reiche Ader gefunden hat, muss man die Erde aufreißen. Anders ist das Gold heute nicht mehr zu holen. Und spätestens dann tritt jede Romantik in den Hintergrund und rein ökonomische Fragen werden wichtig. Wieviel Erde muss ich bewegen, um soundsoviel Gold zu bekommen - und rentiert sich das. Wieviel Benzin verbrauche ich dabei, und welchen Arbeitsaufwand muss ich treiben. „It´s just a business“, wie einer der Protagonisten sagt. Ein Claim ist günstig, aber es bleibt nicht bei diesen Kosten. Theoretisch muss man auch ein jährliches Plansoll an Arbeit nachweisen, um den Claim nicht wieder zu verlieren. Die Frage ist nur, wie das in der Praxis kontrolliert wird. 

Der Versuch des Menschen, sich die Natur zu unterwerfen, bekommt in der zweiten Hälfte des Films besonders ausdrucksstarke Bilder. Man befindet sich stets in einer ambivalenten Situation zwischen Sympathie für diese Männer und der brutalen Ausbeutung der Natur, die sich dem kontrollierenden Blick des Restes der Welt entzieht?
Andreas Horvath: Mir geht es nicht anders. Am Anfang stand bei mir auch die Faszination für diesen Lebensstil im Mittelpunkt, bis hin zur Idee selbst einen Claim zu erwerben. Nach und nach wurden mir aber die Konsequenzen bewusst. Diesen Weg wollte ich nachzeichnen: von den romantischen Anfängen, bis zu den realen Auswirkungen. Wobei man heute von öffentlicher Seite noch mehr um Schadensbegrenzung bemüht ist, als beispielsweise noch in den 1940er Jahren. Riesige Gebiete - nicht nur um Dawson - sind ruiniert, weil damals schwimmende Kähne die goldhaltige Erde vorn aufgesaugt und am anderen Ende nur noch den Schotter ausgeschieden haben. Die ganze Erde wurde einfach in die Flüsse gekippt und ist heute wahrscheinlich vom Yukon bis zur Beringsee verteilt. Zurückgeblieben ist nur Geröll. Dadurch wurden wertvolle Lachsgebiete bis heute weitgehend zerstört. Diese unendlichen Schotterhalden wirken absurd, wie unwirkliche Mondlandschaften. Das Tragische ist, dass man damals wahrscheinlich geglaubt hat, alles richtig - oder zumindest nichts falsch - zu machen. Deswegen frage ich mich, ob die Situation heute so viel besser ist, nur weil eine Reihe von gesetzlichen Auflagen erfüllt werden muss. Vielleicht sehen wir in ein paar Jahrzehnten Probleme, von denen wir heute gar nichts wissen können.
Ein bekannter Zoologieprofessor von der Vancouver University of British Columbia hat mir erzählt, dass nach ernstzunehmenden Schätzungen durch Bergbauaktivitäten in Kanada Schäden von 7 Billionen Dollar entstanden sind. Das ist eine Zerstörung von Lebensraum, die wohl nie wieder rückgängig gemacht wird, weil das gar nicht finanzierbar wäre.

Wie haben Sie organisatorisch diesen Dreh vorbereitet? Die Protagonisten gefunden, die Drehorte und Drehzeiten fixiert?
Andreas Horvath: Ich habe 2009 einen Goldgräber kennengelernt und bei sämtlichen Projektbeschreibungen immer ihn im Hinterkopf gehabt. Leider wollte der aber 2012 nicht mehr gefilmt werden. Da ich fast fünf Monate in Dawson war, konnte ich die Suche nach Protagonisten behutsam angehen. Es war trotzdem schwierig, weil neben den Charakteren bei diesem Thema auch die Bilder von der Arbeit so wichtig sind. Es ging darum, nicht nur die Arbeit an einem Schacht zu zeigen, sondern auch das Abtragen eines ganzen Tals oder die Tiefenbohrungen eines großen Konzerns. Das war manchmal schwer zu koordinieren, denn die Arbeit wird von den Jahreszeiten diktiert. Die Goldsuche unter den harschen Bedingungen im Yukon ist nervenaufreibend genug; niemand kann es sich leisten, auf einen Filmemacher Rücksicht zu nehmen.

Das Klondike Institute ist Finanzierungspartner. Worin bestehen seine Aufgaben, wie kam es ins Projekt? War es ein Produktionspartner über die Finanzierung hinaus?
Andreas Horvath: Ich habe bei meinem ersten Besuch in Dawson herausgefunden, dass es eine Artist Residency gibt, die vom KIAC (Klondike Institute of Art and Culture) ausgeschrieben wird. Ich habe mich beworben und wurde auf Anhieb genommen. Erst dann habe ich mich um die Finanzierung von österreichischer Seite gekümmert. Man teilt sich das Macaulay House, eines der ältesten Gebäude der Stadt, das vom ersten Bürgermeister von Dawson 1898 bewohnt wurde, mit einem anderen Künstler. Das Haus wurde übrigens in Victoria, British Columbia gebaut und nach Dawson City verschifft. Die Unterstützung beschränkt sich aber auf die Haus-, bzw. Atelierbenützung. Ich war also während der Dreharbeiten kostenlos untergebracht.

In diesen Breiten einen Film zu drehen bedarf gewiss auch eines beträchtlichen Maßes an Abenteuerlust. Was lässt sich von  diesen Dreharbeiten erzählen – die Kälte, der körperliche Einsatz, die gewiss ungemütlichen Drehbedingungen, die Entfernung von der Zivilisation.
Andreas Horvath: Die Entfernung von der Zivilisation macht mir nichts aus - im Gegenteil. Sicher: es gibt kaum Mobilfunk, über den man Rettung holen könnte. Wenn man nicht vorbereitet ist, kann man auch im Auto binnen weniger Stunden erfrieren. Man lebt ständig mit der Bedrohung durch Witterung oder Tiere. Aber heutzutage halten sich Strapazen und Gefahren selbst im Yukon in Grenzen. Ich muss immer an die ersten Goldsucher denken, die im 19. Jahrhundert, so wie Jack London, in den Yukon kamen. Ohne Flugzeug, Auto, Presslufthammer, Bagger, etc. Die berühmten Fotos von der Überquerung des Chilkoot Passes, die auch Charlie Chaplin im Gold Rush nachgestellt hat: da wurden Klaviere über die Berge und tausende Kilometer durch den Schnee gezogen. Die kürzere, aber gefährlichere, Alternativroute über den White Pass kostete zigtausende Packpferde das Leben. Über die Kadaver ist man einfach hinweggestiegen. Fotos davon erinnern an Darstellungen des „Jüngsten Gerichts“ bei Bosch oder Brueghel. Das heutige Dawson war einst ein Sommerlager für ein paar Ureinwohner. Nachdem in der Nähe Gold gefunden wurde, hat man die einfach umgesiedelt. Innerhalb weniger Jahre wurde aus Dawson City das „Paris des Nordens“ mit über 40.000 Einwohnern. In den 70er Jahren war es fast eine Geisterstadt, heute leben dort ein wenig über 1.000 Leute. Dawson hatte als erste Stadt in Westkanada elektrisches Licht. Diese Geschichte war von Anfang an völlig überdreht und absurd. Sie zeigt, wozu der Mensch fähig ist, wenn er Reichtum wittert. 

Im Dunklen tappen, In die Tiefe bohren, umwälzen, graben, schürfen  – sind dies auch Bilder, die Sie mit ihrer Motivation Filme zu machen, verbinden können? Haben Sie etwas von sich in diesen Goldsuchern entdecken können? Auch Sie sind, was das filmische Arbeiten betrifft, ein Einzelgänger wie diese Goldgräber.  Konzept, Regie, Produktion, Schnitt, Ton, Musik – alles liegt bei Ihnen. Eine für den Film sehr ungewöhnliche Arbeitsweise. Wie lässt sich das alles vereinbaren?
Andreas Horvath: Ehrlich gesagt, hätte ich einige Filme gar nicht anders machen können. Wenn man mit einer Produktionsfirma arbeitet oder ein Team bezahlen muss und nicht die notwendige Förderung bekommt, bedeutet das meistens das Aus für ein Projekt. Wenn man allein arbeitet, kann man viel flexibler sein und auch so einfach loslegen. Einige meiner Filme wurden nur von Salzburg gefördert. Sie sind trotzdem entstanden und haben Preise gewonnen. Im Übrigen würde ich gern mehr Filme sehen, die von sogenannten Einzelgängern gestaltet sind. Ich frage mich, ob heute nicht teilweise zu viel an Filmideen herumgedoktort wird. Ich kenne Projekte, die haben jahrelang zahlreiche Workshops und Projektentwicklungsbrutstätten durchlaufen, ohne dass die Filme selbst je entstanden sind. Da wäre mir oft lieber den Film zu sehen. Auch wenn – oder vielleicht sogar: erst recht wenn – er nicht der Norm entspricht. Oft ist ja auch gerade das Abweichen von der Norm das Interessante. Eine Stelle, die die meisten rausnehmen würden, nur weil sie dramaturgisch vielleicht nicht notwendig ist, kann mitunter sehr wertvoll sein – das, wofür man sich einmal an den Film erinnern wird. Wie heißt es unter Cuttern: „If in doubt, leave it out“. Ich weiß nicht, ob das immer der richtige Weg ist. Aber sagen Sie das mal auf einem Pitching Forum! Manchmal wünsche ich mir mehr Offenheit und Gelassenheit – weniger Hysterie. Ich habe erlebt, wie sich Menschen bei Diskussionen auf Festivals dermaßen daneben benommen haben, dass im Vergleich dazu der Umgang unter Goldgräbern geradezu stilvoll ist.

Die Musik ist ein sehr präsentes Element im Film. War es das erste Mal, dass Sie auch für die Filmmusik zeichnen? Wie ist diese sehr suggestive Musik entstanden?
Andreas Horvath: In dieser Form war es das erste Mal. Musik ist immer ein entscheidendes Element für mich, auch dann, wenn nicht viel Platz im Film ist. Gewöhnlich habe ich beim Filmen schon eine sehr konkrete Vorstellung, welche Musik ich wozu verwenden will. In diesem Fall wusste ich, dass ich Ausschnitte aus Wagners Ring einsetzen will. Allerdings war auch klar, dass bei diesem Film die Musik eine zentrale Stelle einehmen würde. Das kommt dann natürlich teuer. Also habe ich einfach angefangen, mit musical libraries (Orchestersamples) und Musikprogrammen herumzuspielen, und das hat sich dann immer mehr verselbständigt und von Wagner wegbewegt. Übriggeblieben sind letztlich nur das Nibelungen-Motiv und das Hort-Motiv aus dem Rheingold, was ja nicht unpassend ist. Aber der Rest ist von mir. Es ist noch ein bisschen früh für mich darüber zu sprechen, weil ich intuitiv arbeite, aber ich nehme an, auch die Musik changiert zwischen den eingangs besprochenen Polen: der majestätischen, geheimnisvollen Landschaft, und deren schleichender Bedrohung durch den Menschen.

 

Interview: Karin Schiefer

Juli 2013