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Jahresrückblick 2011

 

Blick zurück auf ein Jahr, das sich als Jahr der Erstlingsfilme entpuppte,  Markus Schleinzers  MICHAEL mit einer Einladung in den Wettbewerb um die Goldene Palme ehrte, mit Karl Markovics' ATMEN in der Quinzaine des réalisateurs für eine österreichische Doppelpräsenz in Cannes sorgte, zwei der fünf Nominierungen für European Discovery 2011 an österreichische Filme aussprach und Michael Glawogger für WHORES' GLORY den Prix Orizzonti in Venedig einbrachte.




2011 hatte sich bereits  im Vorjahr an dieser Stelle als Jahr der Debütfilme angekündigt und sein Versprechen gehalten. Das österreichische Filmschaffen ist um neue Namen und Nuancen reicher : nicht weniger als elf erste Langfilme feierten im ablaufenden Jahr ihre internationale Premiere, acht davon auf europäischen Key-Festivals. Deutlicher kann ein Statement für das Erneuerungspotenzial des österreichischen Films kaum ausfallen. Die Marke Austrian Films wird seit Jahren in seiner Vielfalt mit Interesse und Neugier im weltweiten Festivalgeschehen  wahrgenommen. Dieser Output an Erstlingsfilmen, der 2011 große internationale Beachtung erfuhr,  ist ein positives Indiz dafür, dass in den letzten Jahren ein Terrain aufbereitet worden ist, auf dem das heimische Filmschaffen quer durch Generationen, quer durch ein reiches Spektrum an Filmsprachen florieren kann.

Der Einstieg ins Festivaljahr 2011 erfolgte mit einer starken Präsenz in Berlin: Wolfgang Murnbergers MEIN BESTER FEIND außer Konkurrenz im Wettbewerb um den Goldenen Bären, Johannes Hammels erster Spielfilm FOLGE MIR im Forum und Marie Kreutzers Debüt DIE VATERLOSEN im Panorama Spezial, wo der Film mit einer Lobenden Erwähnung für den Besten Erstling ausgezeichnet wurde. Den klaren Höhepunkt des Jahres setzte das Festival von Cannes, wo nicht nur Markus Schleinzer mit seinem ersten Spielfilm MICHAEL eine sensationelle Einladung in den begehrten Wettbewerb um die Goldene Palme schaffte, sondern wo auch Karl Markovics mit der Premiere von  ATMEN in der Reihe Quinzaine des réalisateurs den Auftakt zu einer dichten, mit Preisen gesäten Festivalkarriere seines Spielfilmdebüts setzte. Venedig, die nächste wichtige Etappe im jährlichen Festivalkreislauf, präsentierte Michael Glawoggers WHORES' GLORY, den letzten Teil der Trilogie seiner filmischen Weltreisen, und zeichnete ihn mit dem Prix Orizzonti aus. Erfolgsserie, die sich auch beim nächsten bedeutenden europäischen Key-Festival fortsetzte: San Sebastian lud Sebastian Meises  STILLLEBEN in den Zabaltegi New Directors'-Wettbewerb ein und prämierte ihn mit einer Lobenden Erwähnung. Den Schlusspunkt im bewegten Festivalreigen 2011 setzte die Einladung von Ed Moschitz' MAMA ILLEGAL in den Hauptwettbewerb des IDFA Amsterdam.

Im Rennen um den erfolgreichsten Festivalfilm des Jahres lagen ATMEN und MICHAEL  stets in einem knappen Kopf-an-Kopf-Rennen an der Spitze, das zu Jahresende 2011 mit 47 Teilnahmen zugunsten von ATMEN steht, allerdings nur mit einer Teilnahme Vorsprung gegenüber MICHAEL. Die große internationale  Resonanz dieser beiden Arbeiten auf internationaler Ebene spiegelte sich eindrucksvoll bei der Nominierung zum Preis European Discovery im Rahmen der European Film Awards wider: beide Arbeiten schafften den Sprung unter die fünf interessantesten europäischen Nachwuchsarbeiten dieses Filmjahres.

Blickt man näher auf das Festivaljahr in seiner Gesamtheit, so lässt sich zum einen feststellen, dass es im Jahr 2011 gelungen ist, mit zahlreichen rein österreichischen Produktionen auf den weltweit prominentesten Festivalplattformen präsent zu sein. Zum anderen ist gegenüber einem etwas schwächeren Festivaljahrgang 2010 wieder eine signifikante Steigerung der Teilnahmen wie auch der durch die AFC betreuten Filme festzuhalten: Ein Gesamtergebnis von 486 Festivalteilnahmen von 77 Filmen unterstreicht die inhaltliche und formale Bandbreite, mit der sich der österreichische Film in der internationalen Wahrnehmung durchgesetzt hat und die im Jahr  2011 vom  Ensemblefilm zum experimentellen Drama, von bildstarken dokumentarischen Epen zu nüchternen Zeugenaufnahmen aus dem Alltag politischer Gewalt, von eindringlichen Geschichten vom Erwachsenwerden zu provokanten  Annäherungen an gesellschaftliche Tabu-Grenzen reichte. 

Von den 77 auf Festivals vertretenen Filmen feierten 32,  im Jahr 2011 ihre internationale Premiere, elf davon waren Erstlingsfilme, acht davon wurden auf einem der besonders wichtigen Key-Festivals aufgeführt. Insgesamt gingen 51 Preise an 19 verschiedene Filme, besonders hervorzuheben sind dabei ATMEN mit 15 sowie MICHAEL mit neun Preisen.
Die Premieren (Auswahl): AUN (Rotterdam), MEIN BESTER FEIND (Berlin, Wettbewerb), FOLGE MIR (Berlin, Forum), DIE VATERLOSEN (Berlin, Panorama Spezial), AMERICAN PASSAGES (Paris, Cinéma du réel), ABENDLAND (Nyon), MICHAEL (Cannes, Wettbewerb), ATMEN (Cannes, Quinzaine des réalisateurs), SCHWARZKOPF (Sarajewo, Wettbewerb), EVOLUTION DER GEWALT (Locarno, Settimana della critica), WHORES' GLORY (Venedig, Orizzonti), STILLLEBEN (San Sebastian, Zabaltegi New Directors' Wettbewerb), MAMA ILLEGAL (Amsterdam, Wettbewerb)

Der Blick voraus verspricht ein facettenreiches Filmjahr 2012 mit den mit Spannung erwarteten Arbeiten von u.a. Anja Salomonowitz (SPANIEN), Ruth Mader (WHAT IS LOVE), Umut Dag (KUMA), Ulrich Seidl (PARADIES Trilogie), Michael Haneke (AMOUR), Tizza Covi & Rainer Frimmel (DER GLANZ DES TAGES), Florian Flicker (GRENZGÄNGER), Antonin Svoboda (THE BOUNDARY MAN) und  Barbara Albert (DIE LEBENDEN UND DIE TOTEN)

Einen detaillierten Überblick über das Filmjahr 2011 bietet Ihnen der soeben in neuem Layout erschienene Katalog Austrian Films 2011, einen umfassenden Ausblick auf das bevorstehende Filmjahr 2012 wird die Austrian Film Commission in einem neuen konzisen Katalog Austrian Films Coming Soon im Jänner 2012 publizieren.

Martin Schweighofer, Geschäftsführer der Austrian Film Commission: «2012 feiert die Austrian Film Commission ihr 25-Jahr-Jubiläum. Alles, wovon wir träumen konnten, ist in diesen vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten wahr geworden: Österreichische Filme wurden mit Cannes-Palmen, Berlin-Bären, Venedig-Löwen und zahllosen anderen Preisen ausgezeichnet und selbst ein Oscar konnte ins kleine Filmland Österreich geholt werden. Wir sind stolz darauf, an diesen Erfolgen ein wenig mitgewirkt zu haben. Andererseits ist in unserer Tätigkeit als Austrian Film Commission klar: Die Erfolge von gestern sind die Herausforderungen von morgen. In diesem Sinne freuen wir uns bereits auf ein spannendes Filmjahr 2012.»