Chris, Tom und Alex, drei Anfangdreißiger sehen sich nach langer Zeit wieder. Freunde wäre zuviel gesagt, aber ein kurzes,
intensives Abenteuer verbindet sie: zehn Jahre zuvor hatten sie bei einem spontanen Ausritt nach Rimini gemeinsam über die
Stränge geschlagen und dann einen von ihnen dort sitzen lassen. Der ist heute noch davon überzeugt, dass seine Kumpanen ihm
so seine Karriere verbockt haben.
Man trifft sich wieder Langeweile, Männergehabe, Midlife-Frust und die Sehnsucht nach diesem fernen Gefühl von Freiheit
und Jugend und schon sitzen die drei im ausgeborgten Porsche. Geplant ist eine kurze Spritztour, doch dann kreuzt eine hübsche
Autostopperin, die zurück in ihre Heimat Ex-Jugoslawien will, ihre Fährte. Die unüberlegte Fahrt in den Süden endet als eine
Zerreißprobe für drei Existenzen.
Regisseur Franz Novotny lässt in seinem neuen Film YU die Scheinwelt der Eitelkeiten seiner Protagonisten an der Realität einer kriegszerrüttenden Anarchie im ehemaligen Jugoslawien
zerschellen. Er konfrontiert in drastisch-derber Deutlichkeit den Zynismus des Kapitalismus mit dem des Krieges, indem er
seine drei Anti-Helden in ein Kräftemessen von Macht durch Sex, Besitz oder und Gewalt verwickelt, das im Tod oder Wahnsinn
endet oder eine Chance auf Menschlichkeit wahrt, für den, der sich auf eine Konfrontation mit sich selbst einlässt. (ks)