FEATURE

Amour Fou Filmproduktion: Porträt

Premiere von Bady Mincks Im Anfang war der Blick bei der Viennale, Eröffnung von Martin Arnolds Installation Deanimated in der Kunsthalle, Postproduktion für Ruth Maders Struggle und Tonschnitt zu Rabalaïre von Alain Guiraudie. Laufende Produktion von Virgil Widrichs Fast Film.

Vorbereitungen mit Martina Kudlácek und Jörg Kalt, Drehstart des Dokumentarfilms things.places.years. Nicht zu vergessen, Logo, Corporate Design und Homepage für das Gartenbaukino. Die Wiener Amour Fou Film hat zu tun.

 

Kaum zu glauben, dass hier bei weitem nicht alle Aktivitäten eines Unternehmens angerissen sind, das sich erst vor einem guten Jahr ins Firmenbuch eingetragen hat, zu einem Zeitpunkt, der angesichts verknappter Budgets als eher ungünstig galt. Die Liebe der Firmengründer zum Kino war dennoch drängender, der Name Amour Fou ist durchaus programmatisch zu verstehen, auch dann, wenn zeitweilig das zu bewältigende Pensum eher dem Wahnsinn näher kommt, wie im letzten Sommer, als die ersten beiden Projekte, Deanimated und Im Anfang war der Blick, in ihre Fertigstellungsphase rückten und eine Arbeitswoche bei 80 Stunden endete. Kreatives Spektrum ohne Grenzen Das Firmenkonzept, das die beiden Geschäftsführer Alexander Dumreicher-Ivanceanu und Gabriele Kranzelbinder für Amour Fou Film entwickelten, öffnet sich einem kreativen Spektrum ohne Genre- oder Branchengrenzen. "Es war außerdem reizvoll für uns", so Gabriele Kranzelbinder, "dem Experimental- und Avantgardefilm ein Haus zu bieten, die Filmemacher aus ihren Werkstätten herauszuholen und Produktion und Verwertung in diesem Bereich auf eine professionellere Ebene zu stellen."

Die Räumlichkeiten der Amour Fou Film entwickelten sich darüber hinaus mit Deanimated und Im Anfang war der Blick zum innovativ-kreativen Technolabor, wo ein Team aus technisch versierten Künstlern und künstlerisch inspirierten Technikern die rasant sich erneuernden Technologien für die Filmideen nutzbar machte. So taten sich für Bady Mincks auf 35 mm gedrehten Film Im Anfang war der Blick, einem Experiment zwischen zweiter und der dritter Dimension, in dem der Dichter Bodo Hell durch österreichische Landschaftsklischees und Postkartenbilder reist, während der Fertigstellung technische Möglichkeiten auf, die ursprünglich undenkbar gewesen wären. Gegen den Strich Auf Avantgarde und Experiment folgt nun eine Phase, die sich auf den Spielfilm im klassischeren Sinn konzentriert.

 

Mit Rabalaïre von Alain Guiraudie holte Amour Fou Film eine erste internationale Koproduktion mit Frankreich nach Wien. Für die Geschichte eines rastlosen Träumers, der durch Realität und bizarre Traumwelten im Südwesten Frankreichs hetzt, werden ab Dezember Sounddesign und Tonmischung in Wien entstehen. Ästhetisch wie inhaltlich gegen den Strich und abseits von Konventionen zu arbeiten, lautet das Motto der umtriebigen Firma in der Lindengasse, ob es nun um eines ihrer Filmprojekte geht, daran gearbeitet wird, einen internationalen Pool an Werbefilmregisseuren der "anderen" Art aufzubauen oder nötigenfalls ein politisches Signal zu setzen wie im Juni 2002, als über 15.000 Unterzeichner über www.amourfou.at gegen die Abschaffung der ORF-Sendung Kunststücke protestierten. "Amour Fou", so Alexander Ivanceanu, "vertritt eine ganz konkrete Form von Ästhetik und Weltsicht, wo sich verschiedene Sparten und Genres, künstlerische Standpunkte und Arbeitsmethoden gegenseitig beeinflussen und befruchten. Es war in den letzten zwölf Monaten sehr spannend, zu sehen, wie dieses Konzept aufgegangen ist und sich die Grenzen verwischt haben".

Karin Schiefer (2002)