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Adolf Grimme-Preis für UNSER TÄGLICH BROT

 

Nikolaus Geyrhalter erhielt für seinen Dokumentarfilm Unser Täglich Brot die renommierte deutsche Auszeichnung für herausragende Fernsehqualität wurde in der Kategorie Information & Kultur.

 

Die Begründung der Jury:

"Ein Dokumentarfilm über die globalisierte, automatisierte, mechanisierte Produktion unserer Nahrungsmittel, ein Film ohne Kommentar, ohne Expertenmeinung, ohne empörte Betroffenheit, ohne raunendes Entsetzen – geht das? Ja, das geht – wenn man wie Nikolaus Geyrhalter in seinem Werk Unser Täglich Brot auf die elementare Essenz des Filmes setzt: die Bilder. Was Geyrhalter zeigt, sind Tableaus jener Orte, an denen das produziert, geerntet oder getötet wird, was täglich auf unseren Tellern landet: Tomaten, Paprika, Lachs, Hähnchen, Schwein, Rind. Es sind Orte höchster Effektivität und Rationalität, die von ingeniösen Maschinen getaktet werden. Aus lebender Natur wird Ware. Und wo diese Ware produziert wird, ist ohne Belang. Daher werden diese Orte nicht zugeordnet oder benannt, werden keine Fakten aufgetischt, keine mildernden Erläuterungen eingestreut. So etwas sind wir im handelsüblichen Fernsehen nicht mehr gewohnt, genauer: Wir sind dessen entwöhnt worden. Und mit einer Mischung aus Schrecken und Faszination sehen wir, welche Wirkungsmacht diese Bilder haben. Es sind Bilder, die sich durch eine sorgfältige Kadrage, durch die subtile Montage und Dramaturgie von Wolfgang Widerhofer einbrennen.
Der Film sagt uns nicht, was wir denken sollen, aber er gibt uns viel zu denken und nachzudenken. Zu loben ist daher nicht nur die dokumentarische Kunst von Nikolaus Geyrhalter, sondern auch der Mut des Senders und der Redaktion, diesen Film unterstützt und den Zuschauern zugemutet zu haben. Denn Unser täglich Brot  ist eine Zumutung: Wir werden angehalten, die industrielle Nahrungsmittelproduktion als Spiegelbild unserer gesellschaftlichen Konsumption zu sehen: viel, einfach, schnell, billig. Und wir werden konfrontiert mit unserer kollektiven Bigotterie: "Sie wollen das Kalb essen, das Blut nicht sehen" (Brecht). Dies alles geschieht mit den Mitteln des Films, mit nachhaltig beeindruckenden Bildern, durch Anschauung statt Belehrung, durch rhythmisch klare Erzählung statt des Stakkatos sich übertrumpfender Spektakel. Der Film lässt einen nicht los. Wir haben zu lernen, dass wir Teil seiner fatalen Logik sind. Das Gebet sagt: Unser Täglich Brot gib uns heute. Aber: Wer vergibt uns unsere Schuld?"