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Kurzfilme von Johanna Moder und Libertad Hackl

 

 

Zwei preisgekrönte Studentenfilme: Libertad Hackls Bleiben will ich, wo ich nie gewesen bin wurde beim Crossing Europe Festival mit dem Local Artists Award ausgezeichnet und eröffnete das FAK Studentenfestival 07, wo Johanna Moder für ihren 38-minütigen Film Her mit dem schönen Leben  die Preise für Beste Regie und Beste Produktion holte. 


„Weißt du wie gefährlich das ist?“ Elli traut ihren Augen nicht, als Jessica ein Molotow-Cocktail aus der  Tasche hervorzieht. „Ich hab im Internet nachgeschaut, ist überhaupt nicht gefährlich,“ erwidert Jessica lapidar. Die Ohnmacht hat ihr Entschlusskraft verliehen. Irgendein Ventil muss sie finden. Bisher kannte sie die Sorgen eines wohlbehüteten Teenagers, seit gestern sitzt der 50-jährige Vater ohne Job zu Hause. Das heißt wohl kein Moped zum Geburtstag, war zwar ihr erster Gedanke bei der Hiobsbotschaft, doch das traurige und betretene Schweigen des Vaters hat schnell ihren Instinkt nach Handlungsbedarf geweckt. Feuer auf die Firma scheint ihr die adäquate Vergeltungsaktion, von der sie beim ersten Scheinwerferlicht auf dem Firmengelände doch wieder ein wenig zurückschreckt. Der Cocktail geht letztlich auf der Straße in Flammen auf, Elli und Jessica hat das Abenteuer näher gebracht, die glatten Oberflächen in der Clique der Gleichaltrigen sind etwas fahl geworden. Her mit dem schönen Leben ist eine sorgfältig beobachtete Momentaufnahme des ganz normalen Daseins und seiner Brüchigkeit, für die Johanna Moder beim Studentenfilmfestival im Mai den Preis für Beste Regie und Beste Produktion holte. Drei Jahre Arbeit und neben den Fördermitteln auch eigenes Geld stecken im Projekt, das nicht zuletzt auch dank des Thomas Pluch-Förderpreises konkretisiert werden konnte. Rund 160 KandidatInnen, vorwiegend Jugendliche präsentierten sich beim Casting, ehe das stimmige Ensemble in Graz vor der Kamera stand. „Es fasziniert mich,“ so Johanna Moder, „Alltagssituationen leicht zu kippen und dann die Reaktionen zu beobachten. Ich wollte jedenfalls mehr erzählen, als nur vom banalen „Lieben oder Nicht-Lieben“ und dem ganzen auch eine politische Dimension verleihen.“
Im viel nebligeren Alltag des Niemandslandes zwischen Österreich und Tschechien bewegen sich Libertad Hackls Figuren ihres knapp über 40-minütigen Films Bleiben will ich, wo ich nie gewesen bin, der beim Crossing Europe Festival in Linz mit dem Local Artists Award ausgezeichnet worden ist. Der befremdliche Shopping- und Entertainment-Kosmos der Excalibur City liefert das Setting eines losen Erzählgefüges über Reisende und Suchende auf einem Territorium ohne festem Grund unter den Füßen: Zwei Fremde, von denen einer sich an eine gemeinsame Vergangenheit zu erinnern meint, eine Verkäuferin, die ihren Alltag mit der Hoffnung auf ein besseres Später erledigt, und eine jugendliche Adoptivtochter, die keine Bindung zu ihrer Familie finden kann. Libertad Hackl hat einen Teil des Mosaiks mit tschechischen Schauspielern in tschechischer Sprache gedreht und damit das Wandeln im ungewissen Terrain ihrer Figuren in gewisser Weise mitvollzogen. Zwei Jahre haben die Finanzierung und Realisierung des 40.000,-Euro-Projekts in Anspruch genommen. Mit der mittleren Länge dieser beiden Arbeiten liegt beim nächsten größeren Schritt für beide Studentinnen im zweiten Abschnitt die Latte nun beim ersten Langfilm. Den Diplomfilm in abendfüllender Länge zu realisieren würde eine deutlich mehr Aufmerksamkeit und bessere Verwertbarkeit, aber auch erheblich mehr Aufwand in der Finanzierung bedeuten. „Ich denke“, so Libertad Hackl, „es ist auch jetzt nicht so, dass die Filmakademie ein behüteter Ort ist, wir sind es gewohnt, für unsere Projekte zu kämpfen und wir sollten, so lange es geht, uns selber treu sein und hartnäckig bleiben.“ (ks)