Michael Glawoggers Romandebüt 69 Hotelzimmer in der Anderen Bibliothek erschienen.
Idealerweise liegt das Hotelzimmer gegenüber dem Bahnhof, denn, so heißt es in der letzten Episode der Reisende
ist ein Fluchttier. Er will zu jeder Tages- und Nachtzeit gehen können. In dieser letzten Hotelzimmergeschichte ist
der Erzähler der letzte Gast, ehe das Hotel die Pforten schließt und er ohne Fahrkarte weiß Gott wohin fährt. Erscheinen sollte
Michael Glawoggers literarisches Debüt zeitgleich mit seinem Film ohne Namen, ehe tragische Fügungen sein letztes Filmprojekt
im April 2014 abbrachen. Seine Frau Andrea Glawogger und Eva Menasse haben im vergangenen Herbst das Manuskript editiert,
das nun unter dem Titel 69 Hotelzimmer als Band Nr. 363 in der bibliophilen Anderen Bibliothek erschienen ist: 95 Variationen über den Ort, der temporäres
Zuhause und Niemandsland zugleich ist, der zum Verbleib lädt und zum Aufbruch drängt. Es ist ein Atlas eines rastlosen Mannes,
der seine Routen durch fünf Jahrzehnte und Kontinente zieht und von der Sucht des Fremdseins und vom Genuss, sich die Welt
immer wieder aufs Neue anzueignen, erzählt. Mit der Knappheit des Bildermachers die Länge der Episoden ist in Zigarettenlängen
bemessen fabuliert der Autor halb wachend halb träumend, eröffnet hinter jeder Zimmertür einen Raum, der nach
außen oder nach innen führt jedes Mal anders und überraschend wie die Geografie, in die sich jede Geschichte eingebettet
hat.
Michael Glawogger: 69 Hotelzimmer. Die Andere Bibliothek, Berlin 2015, 403 S. , 43,-