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OUTBOUND, eine Koproduktion der Aichholzer Film in Locarno.

 

Sounddesign, Mischung, produktionstechnisches Know-how: der Input in minoritäre Kopro-
duktionen bleibt auf der Leinwand und in der medialen Wahrnehmung oft unsichtbar, der jüngste Output an Projekten, an denen österreichische Produzenten mit einem kleinen Finanzierungsanteil vertreten waren, kann sich allerdings sehen lassen: Nach den mehrheitlich ungarischen Produktionen Tender Son im Wettbewerb von Cannes sowie Adrienn Pál in der Reihe Un Certain Regard hat nun die Aichholzer Filmproduktion das Spielfilmdebüt des Rumänen Bogdan George Apetri mitproduziert: Outbound wird im Wettbewerb um den Goldenen Leoparden in Locarno uraufgeführt.



Es gibt drei Männer in Matildas Leben: Andrei, ihren Bruder. Paul, ihren ehemaligen Zuhälter. Toma, ihren Sohn. Zum Begräbnis ihrer Mutter erhält sie erstmals nach zwei Jahren Gefängnis für 24 Stunden Ausgang. Eine unerfreuliche Begegnung mit der Familie, eine zähe Abrechung mit Paul, der nicht nur Vater ihres Kindes ist, sondern auch die Umstände mitverantwortet, die sie ins Gefängnis gebracht haben, eine flüchtige Begegnung mit ihrem Sohn:  In drei Kapiteln und auf einen Tag konzentriert skizziert Bogdan George Apetris Outbound die Geschichte einer jungen Frau, die im Alleingang versucht, sich aus der Enge, in die sie ihr bisheriges Leben getrieben hat, zu befreien. „Was mich an diesem Stoff angesprochen hat“, so Koproduzent Josef Aichholzer, „war die tiefe Verankerung in einer Realität, die nicht nachgestellt ist. Man hat nicht das Gefühl, dass hier die reine Umsetzung einer Recherche zu sehen ist, sondern, dass hier Figuren geschaffen wurden.“

 

Den Entwurf fürs Drehbuch hatte der Gewinner der Goldenen Palme 2007, Cristian Mungiu, geschrieben, für Bogdan George Apetri ist Outbound die erste abendfüllende Regiearbeit, die, angesiedelt an der öden Peripherie von Bukarest, unsentimental eine raue Realität beschreibt. „Der Regisseur“, so Josef Aichholzer, „gehört einer jungen Generation rumänischer Filmemacher an, die sich durch ihre Stärke in der Führung der Schauspieler und durch ihr narratives Handwerk auszeichnen, das sie sich auch durch die Fortsetzung ihrer Ausbildung in den USA erworben haben.“


Nach den majoritär ungarischen Koproduktionen Tender Son - The Frankenstein Project (koproduziert von KGP Filmproduktion) sowie Adrienn Pál (koproduziert von FreibeuterFilm), die beide in Cannes - im Wettbewerb bzw. in Un Certain Regard - uraufgeführt wurden, hat es nun mit Outbound eine weitere Koproduktion mit Osteuropa geschafft, mit der Einladung in dne Wettbewerb von Locarno einen prominenten Premierenplatz zu erobern.  80:20 waren die Mehrheitsverhältnisse des 800.000,- Euro-Projekts Outbound mit der Bukarester Saga Film, die mit einem Standbein in Osteuropa, mit dem anderen in Frankreich tätig ist. „Für mich“, so Josef Aichholzer, „liegt die Sinnhaftigkeit von Koproduktionen darin, sich in guten Partnerschaften zu vernetzen. Interessant sind dabei für mich Partner, die ihre Nasenspitze über den regionalen Tellerrand hinaushalten, mit denen künstlerische Brücken entstehen und sich etwas aufbauen lässt“. (ks)