In einem hat der österreichische Film 2017 nicht überrascht: es war schon wieder ein gutes Jahr: Präsenz auf den gefragten
Festivaladressen, Balance zwischen fiktionalen und dokumentarischen Stoffen, Vielklang im narrativen Ausdruck. Einmal mehr
konnte sich ein Jahrgang entfalten, der unsere Erwartungen erfüllt und dennoch Raum für Unerwartetes bereitgehalten hat.
Werfen Sie mit uns einen Blick zurück auf das Jahr von WILDE MAUS, UNTITLED, DIE BESTE ALLER WELTEN, SIEBZEHN, DIE MIGRANTIGEN, DIE HÖLLE, HAPPY END, ABSCHIED VON DEN ELTERN, LICHT,
LIFE GUIDANCE u.v.m
Überrascht hat 2017 mit einer Vielzahl an Regiedebüts die Hälfte der Filme, die in den letzten zwölf Monaten ihre internationale
oder Weltpremiere gefeiert haben, sind erste abendfüllende Arbeiten. Überzeugt haben viele von ihnen auch die Festivaljurys
beinahe ein Drittel der Festivalpreise 2017 ging an Regieerstlinge. Überwältigt haben einige dieser Debüts die
B.O. Bilanz der österreichischen Filme an den heimischen Kinokassen, die von drei ersten Spielfilmen dominiert wird. Überflieger
des Jahres war dabei Adrian Goigingers DIE BESTE ALLER WELTEN, der als völlig Unbekannter in der österreichischen Filmszene
bei der Berlinale einstieg, den Kompass-Perspektive-Preis holte und nach weiteren nationalen und internationalen Preisen nun
zu Jahresende auch als der zweiterfolgreichste österreichische Kinofilm firmiert. Überflieger des Jahres war dabei Adrian
Goiginger mit DIE BESTE ALLER WELTEN, der als völlig Unbekannter in der österreichischen Filmszene bei der Berlinale einstieg, den Kompass-Perspektive-Preis holte
und nach weiteren nationalen und internationalen Preisen nun zu Jahresende auch als der zweiterfolgreichste österreichische
Kinofilm firmiert.
Den hohen Erwartungen gerecht wurden jene Filmemacherinnen und Filmemacher, die seit langem das Renommee der Marke Austrian Films prägen und für 2017 vielversprechende Arbeiten erwarten ließen: Michael Haneke, der in HAPPY END bewusst werden lässt, welche
bürgerlichen Gewissheiten gerade am Entgleiten sind, reihte sich einmal mehr unter die Mitstreiter um die Goldene Palme von
Cannes; Monika Willi, die Michael Glawoggers im Zuge seiner Reise für UNTITLED entstandene Material editiert und seine
narrative und poetische Kraft verdichtet hat, präsentierte ihre Arbeit im Berliner Panorama. Barbara Albert, die mit LICHT
ins höfische Wien des Rokoko führt, startete ihren dichten Festivallauf in den Wettbewerben von Toronto und San Sebastián
beinahe gleichzeitig mit Ruth Mader, die LIFE GUIDANCE, ihren dystopischen Blick in die nahe Zukunft in Venedigs Giornate degli Autori dem Publikum vorstellte. Stefan Ruzowitzky hat mit DIE HÖLLE nicht nur Beschleunigung ins österreichische Action-Kino gebracht,
darüber hinaus mehrere prestigeträchtige Genre-Preise für sich entschieden.
Die herausragende Figur dieses österreichischen Filmjahres tanzt aus der Reihe als Debütant und Routinier zugleich
das eine vor, das andere hinter der Kamera, beim eigenen Film sogar beides zugleich. Josef Haders WILDE MAUS gelang
im ersten Regie-Anlauf der Sprung in die Berliner Bären-Auslese; in Österreichs Kinos begaben sich über 264.000 Zuschauer
auf die tragikomische Fahrt durch die Lebenskrise eines gefeuerten Musikkritikers, was WILDE MAUS mit großem Abstand zum erfolgreichsten
österreichischen Kinofilm des Jahres machte. Für seine Interpretation von Stefan Zweig in VOR DER MORGENRÖTE war Josef Hader
nicht nur für den Schauspielpreis der European Film Academy nominiert, die deutsch-österreichische Koproduktion entschied
bei der Verleihung der European Film Awards den Peoples Choice Award für sich.
Das Rennen um den gefragtesten Festivalfilm 2017 geht mit einigem Abstand an UNTITLED von Monika Willi und Michael Glawogger, der es seit seiner Uraufführung bei der Berlinale
auf 55 internationale Teilnahmen brachte. Es folgen mit SAFARI (36) und MISTER UNIVERSO (35) zwei 2016-Starter, die ihren
erfolgreichen Festivallauf auch 2017 fortsetzten. Ebenfalls 35 Teilnahmen verzeichnet Monja Arts Max Ophüls-Sieger SIEBZEHN, gefolgt von FREE LUNCH SOCIETY von Christian Tod mit 24. Erwähnenswert ist Barbara Alberts LICHT, der in
der kurzen Zeitspanne seit der Weltpremiere Anfang September 15 Teilnahmen erreichte.
Das Gesamtergebnis von rund 600 Teilnahmen von 54 Filmen reflektiert einmal mehr den inhaltlichen und formalen Facettenreichtum, mit dem sich die Marke Austrian Films auf internationaler Ebene etabliert hat. Von den 54 im Jahr 2017 durch die AFC Austrian Films und ihre internationalen
Worldsales-Partner vertretenen Filme feierten 26 ihre internationale Premiere, acht davon starteten ihre Festivalkarriere
auf einem für die internationale Verwertung besonders relevanten Key-Festival. Drei dieser neun Key-Festival-Starter tragen
die Signatur von Regisseurinnen, zwei weitere entstanden mit Frauen in Ko-Regie. Insgesamt gingen 39 Preise an 18 verschiedene Filme, davon je vier an UNTITLED, SIEBZEHN, MISTER UNIVERSO und DIE HÖLLE, je drei an DIE BESTE ALLER WELTEN und DIE MIGRANTIGEN.
Die Welt- und Europapremieren auf Key-Festivals:
UGLY (Rotterdam, Bright Future), UNTITLED (Berlin, Panorama Spezial), WILDE MAUS (Berlin, Wettbewerb), HAPPY END (Cannes, Wettbewerb), ABSCHIED VON DEN ELTERN (Locarno, Cineasti del Presente), SAND UND BLUT (Locarno, Special Screening) LIFE GUIDANCE (Venedig, Giornate degli Autori), LICHT (Toronto, Platform/San Sebastián, Wettbewerb)
Gespannt blicken wir ins Filmjahr 2018 und freuen uns auf neue Arbeiten von:
Ruth Beckermann (WALDHEIMS WALZER), Stefan Bohun (BRUDER JAKOB, SCHLÄFST DU NOCH), Werner Boote (THE GREEN LIE), Nathalie Borgers (THE REMAINS), Sebastian Brauneis (ZAUBERER), Wolfgang Fischer (STYX), Christian Frosch (MURER ANATOMIE EINES PROZESSES), Nikolaus Geyrhalter (ERDE), Andreas Horvath (LILLIAN), Johannes Holzhausen (THE ROYAL LINE), Marie Kreutzer (DER BODEN UNTER DEN FÜSSEN), Katharina Mückstein (LANIMALE), Sudabeh Mortezai (JOY), Fritz Ofner (WEAPON OF CHOICE), Hubert Sauper (EPICENTRO), Markus Schleinzer (ANGELO), Elena Tikhonova (KAVIAR), Florian Weigensamer und Christian Krönes (WELCOME TO SODOM)
Martin Schweighofer, Geschäftsführer der AFC:
Es ist auch 2017 wieder gelungen, viele größere und kleine Erfolge für den österreichischen Film bei seinem internationalen
Auftritt herauszuholen. Wir sind stolz auf die zahlreichen Debütfilme, die breite Beachtung gefunden haben. Und als außerordentlich
erfreulich sei vermerkt, dass der österreichischen Film zunehmend von Regisseurinnen geprägt wird. Im Übrigen gilt der schöne
Stehsatz: die Erfolge von gestern sind letztlich nur die Herausforderungen von morgen. In diesem Sinn freuen wir uns auf 2018.