Astrid, Elli und Isabella kennen sich aus einer Zeit, als die Schule hinter und das Leben vor ihnen lag. Es war die Zeit,
wo sie Freiheit und Kummer und auch eine WG miteinander teilten. Inzwischen sind sie um die 50. Ein jährlicher gemeinsamer
Kurzurlaub soll die alten Bande zusammenhalten, doch es ist nicht mehr so, wie es einmal war. In ALTWEIBERSOMMER schickt Pia Hierzegger drei Frauen in den Süden und trotz Sonne und Aperol auch in eine Konfrontation mit sich selbst.
Parallel zu einer dichten Karriere am Theater und im Schauspiel, haben Sie in den letzten Jahren auch Drehbücher fürs Fernsehen
geschrieben. Ist in dieser Zeit schon die Idee gewachsen, ein längeres Format fürs Kino zu entwickeln?
PIA HIERZEGGER: Die Idee zu diesem Film liegt wirklich weit zurück, was der Auslöser war, kann ich nicht mehr so genau sagen. Auf alle Fälle
muss ich die Vorstellung von der dichten Beschäftigung als Schauspielerin relativieren. Es ist nicht so, dass ich ständig
Angebote bekomme; ich hatte z.B. im vergangenen Jahr keinen einzigen Dreh. Das Schwierige ist vorauszuplanen, weil Theater,
Kino, Fernsehen und Schreiben verschiedene Vorlaufzeiten haben. Es ist oft gar nicht so einfach, alles unter einen Hut zu
bringen. Ich habe den Wunsch verspürt, eine Idee selbst zu entwickeln, ohne einen konkreten Anstoß. Bei TV-Formaten wie Stadtkomödie
oder Landkrimi gibt es zumindest einen gewissen Rahmen, der vorgegeben ist. Dieses ganz freie Arbeiten hatte auch seine Kehrseiten,
weil niemand Deadlines setzt oder Feedback gibt. Zunächst einmal habe ich eher ins Blaue geschrieben, der United Writers-Workshop
des Drehbuchforums war dann der erste Anstoß einzureichen, die erste Fassung war mitten in der Covid-Zeit fertig. Es ist dann
schrittweise seinen Weg gegangen zusammen mit Film AG als meiner Produktionsfirma. Mir war es vor allem um die Freiheit beim
Schreiben gegangen, die Idee, auch Regie zu führen, ist von Johanna Scherz und Alex Glehr gekommen. Lange dachte ich, das
würde sich vielleicht noch ändern, als dann die Finanzierung da war, wurde es plötzlich ernst mit der Regie.
Freundschaft gewinnt wachsende Aufmerksamkeit: als die solidere Beziehung als Partnerschaft, die entspanntere Bindung als
Familie. Ist Freundschaft ein Thema der Zeit, eine vielleicht unterschätzte Säule in unserem Leben?
PIA HIERZEGGER: Vielleicht hat es damit zu tun, dass man in der Corona-Zeit sehr auf die Freunde verzichten musste. Und es sind in dieser
Zeit auch viele Freundschaften aufgrund von Meinungsverschiedenheiten zerbrochen. Für Beziehungen gibt es Coaches, um sie
zu retten, Freundschaften sind einfach weg oder es sind nur noch Nenn-Freundschaften, die man gar nicht mehr so richtig spürt.
Mich hat beschäftigt, inwieweit man daran arbeiten und sich selbst auch verändern muss, damit die Freundschaft weiterhin funktioniert.
Ich kenne solche Freundschaften, die es seit eh und je gibt. Warum bleiben diese und warum verliert man andere Freundschaften
aus dem Blick, sobald man unterschiedliche Lebensentwürfe hat.
In ALTWEIBERSOMMER fahren drei Freudinnen aus einer Tradition heraus einige Tage gemeinsam auf Urlaub. Welche besonderen Eigenschaften
birgt eine Frauenfreundschaft per se und im Besonderen eine Frauenfreundschaft zu dritt?
PIA HIERZEGGER: Eine Dreierkonstellation hat natürlich eine viel stärkere Dynamik, weil es immer das Zwei gegen eins-Verhältnis geben kann
und sie deshalb viel anstrengender ist. Sie birgt daher viel mehr Potenzial fürs Erzählen, erfordert viel stärkere Kompromisse,
weil es in diesem Dreieck sehr oft Minderheit und Mehrheit gibt. Dass es drei sein müssen, war einer meiner Ausgangspunkte.
Diese Dynamik hat mich interessiert. Dass es sich um drei Frauen handelt, habe ich nie hinterfragt, ich kenne diese Konstellation
aus meiner Arbeit, für das Theater im Bahnhof, da arbeite ich immer wieder im Regie-Trio und ich habe auch zwei Freundinnen,
mit denen ich immer wieder mal wegfahre. Unsere Urlaube sind allerdings ganz anders.
Welche Vorgeschichte haben Astrid, Elli und Isabella? Was hält sie nach all den Jahren immer noch zusammen?
PIA HIERZEGGER: Sie haben sich eine WG geteilt, in dieser wichtigen Umbruchsphase nach der Schule und bevor sich die Lebenskonzepte entscheiden.
Man erfährt, dass Astrid irgendwann die WG verlassen hat, um mit dem Mann, mit dem sie immer noch ein Paar ist, zusammenzuziehen.
Wenn man in dieser Zeit, in der sich viele Lebenswege entscheiden, viel miteinander zu tun hat, dann ist das sehr prägend.
Unter Frauen bespricht man vieles sehr offen, daher kennt man sich auch sehr gut. Damals hat man noch stundenlang miteinander
telefoniert.
Hatten Sie von Beginn an die Absicht, dass sich hier ein Touch von Komödie durchziehen muss?
PIA HIERZEGGER: Es fällt mir zunächst gar nicht auf. Aber es stellt sich heraus, dass ich gerne einen humorvollen Blick auf die Dinge werfe.
Humorlosigkeit halte ich schlecht aus. Ich brauche diesen Blick, der es mir erleichtert, auch traurige Sachen mit einem Schmunzeln
zu betrachten und ich finde, dass wir lustige Wesen sind, die sich gerne in sehr lächerliche Situationen begeben. Was mich
dabei interessiert, ist das Lachen mit dem Menschen, weil man sich in den Figuren wiedererkennt. Ich will nicht über jemanden
lachen, sondern mich vielmehr durch das Lachen mit ihnen zu verbinden. Wir waren vor der Einreichung an einem Punkt, wo wir
das Gefühl hatten, es sei vielleicht zu wenig lustig. Als Witz hab ich dann vorgeschlagen, ein Furzkissen einzubauen. Natürlich
wollte ich es dann wieder streichen, aber irgendwie hab ich es liebgewonnen. Und, es ist geblieben.
Mit Chris, dem Camping-Nachbarn, gibt es einen Schwurbler, Corona-und Klimawandel-Leugner, mit Astrid eine Öko-Polizei. Haben
die Entwicklungen der letzten Jahre auch neue Stoffe für ironische Menschenbetrachtungen gebracht?
PIA HIERZEGGER: Leute, die politisch rechts stehen, hat es schon immer gegeben. Dass sie gerade andere Dinge verteufeln als vor zehn Jahren,
daran erkennen wir sie heute. Früher hätte man andere Themen als Icebreaker herausgearbeitet. Die Sprach- oder Öko-Polizistin
Astrid ist ein Profil, dass gewiss zurzeit stärker ausgeprägt ist, aber auch eines, worin ich mich selbst erkenne und versuche
privat, Dinge entspannter zu sehen und nicht besser als andere zu wissen. Die Phase des Besserwissens und Andere-Belehren
ist in meiner Wahrnehmung schon wieder am absteigenden Ast. Zum aktuellen Zeitpunkt wäre es intelligent, mit den anderen zu
reden und zu schauen, dass man auf einen gemeinsamen Nenner kommt und ihnen nicht unbedingt beweisen muss, dass man Recht
hat.
Ihre Protagonistinnen sind alles andere als alte Weiber, der Titel ALTWEIBERSOMMER spielt ja auch auf eine Jahreszeit an,
wo das Älterwerden am Horizont auftaucht. Erzählen Sie von einem Zeitpunkt im Leben, wo die jeweils unterschiedlichen Lebenskonzepte
gerade auf den Prüfstand gestellt werden?
PIA HIERZEGGER: Auch das, finde ich, sollte man mit Humor nehmen. Ich höre immer wieder, dass der Film eine Komödie über das Altern ist. Der
Titel ist ironisch gemeint. Alter ist kein Thema des Films. Es geht mir vielmehr um den Punkt im Leben, wo man schon sehr
viel erledigt und erlebt hat. Man weiß, die Lebensmitte ist überschritten, es gibt noch begrenzte Zeit und es stellt sich
die Frage: Fährt man in der gewohnten Bahn weiter, weil es sich bewährt hat? Oder ist man bereit, sich noch einmal durchlässig
zu machen, etwas Neues auszuprobieren und nicht mutlos zu werden? Das geschieht hier natürlich aus einer sehr privilegierten
Situation heraus, allen Menschen bietet sich diese Chance nicht, weil sie es sich gar nicht leisten können, etwas in ihrem
Leben zu verändern. Meine drei Protagonistinnen hätten die Möglichkeit, das, woran sie sich gewöhnt haben und das, worunter
sie möglicherweise auch sehr leiden, nochmals zu verändern. Man ist in Beziehungen oft gefangen, merkt, sie tun einem nicht
gut, sie gehören aber so stark zu einem. Sich zu sagen: „Probieren wir’s doch anders“, ist so ein Punkt, den man noch erreichen
könnte.
Die drei sind am österreichischen Campingplatz ebenso fehl am Platz wie im Luxushotel in Venedig. Der Schluss liegt nahe,
dass sie alle drei an einem Punkt sind, wo sie sich sagen, einen falschen Weg eingeschlagen zu haben.
PIA HIERZEGGER: Anfangs war da der Gedanke, dass sie an den Ort fahren, an sie schon immer gefahren sind. Möglicherweise ist es schon seit
Jahren der falsche Platz. Durch Ellis Krankheit sind die Rollen leicht verschoben und es bricht etwas zwischen ihnen auf.
Astrid glaubt, dass sie, indem sie an einen Ort fahren, wo alles perfekt ist, auch die Freundschaft retten kann. Es stellt
sich nur dann heraus, dass ihnen das ganze Italien nichts nützt, weil sie ja ihre Rollen in der Freundschaft neu finden müssen.
Sie müssen der jetzigen Situation stellen und sich auf etwas Neues einlassen.
Ich könnte mir vorstellen, dass sich Astrid von ihrem Mann trennt, wenn sie heimkommt.
PIA HIERZEGGER: Das könnte durchaus sein. ich kann mir auch vorstellen, dass Ellie lernt, besser den anderen mitzuteilen, wie es ihr geht
und Isabella endlich aufhört, um jeden Preis einen Lover zu suchen. Vielleicht findet sie, in dem Moment, wo sie loslässt,
jemanden, der zu ihr passt. Vielleicht auch nicht.
Die Krebserkrankung von Elli bringt eine Verunsicherung in die Freundschaft: Wie geht man jetzt mit ihr um? War das auch eine
Herausforderung im Schreiben?
PIA HIERZEGGER: Die Erkrankung war ganz am Anfang noch nicht Teil der Erzählung, bis ich das Gefühl hatte, dass es etwas Größeres und Bedrohliches
braucht, dem sie sich auf alle Fälle stellen müssen. Es sind zu diesem Zeitpunkt auch in meinem Umfeld Leute erkrankt und
ich habe eine Verantwortung beim Schreiben verspürt. Es gibt keine Strategie, wie man richtig mit der Krankheit eines Freundes,
einer Freundin umgeht. Das Schwierige ist, sich hineinzufühlen, dass jede:r andere Bedürfnisse hat. Ich wollte keine allgemeine
Aussage über den Umgang mit einer Krebserkrankung machen. Als mir bewusst war, dass ich nur eine individuelle Geschichte erzähle,
ist es mir leichter gefallen.
Wie kam es zum Casting mit Ursula Strauss und Diana Amft. Kam nur eine Rolle für Sie in Frage?
PIA HIERZEGGER: Ich wusste, dass ich eine Figur selbst spielen wollte, weil ich wieder einmal eine Geschichte verkörpern konnte und nicht
nur „die Mutter, Schwester, Freundin von
“ bin. Anfangs dachte ich, Elli zu spielen, dann eine Zeitlang eher Astrid. Das ist
gut, denn so denkt man sich als Autorin noch mehr in die Figuren rein. Beim Schreiben habe ich eher reale Menschen und weniger
konkrete Schauspieler:innen vor mir. Beim Casting hat mir Rita Waszilovics davon abgeraten, Astrid zu spielen, weil sie den
Film tragen muss und das für mich als Regisseurin anstrengender sein würde als die zurückhaltendere Elli. Ursula Strauss hat
schnell zugesagt. Ich kannte Uschi Strauss von Aufschneider und von einmal Schnell ermittelt. Wie der Name sagt, ging dort
alles so schnell, dass keine Zeit war, für richtiges Kennenlernen. Uschi ist total verlässlich, unkompliziert und bietet sehr
viel an. Sie probiert gerne aus und ist sehr flexibel. Und dann suchten wir noch jemanden, die vom Typus ganz anders war als
wir; mit Diana Amft war das perfekt getroffen.
Wie geht man als Regisseurin in die Schauspielarbeit, wenn man aus der eigenen Schauspiel-Erfahrung auch das umgekehrte Verhältnis
gut kennt.
Bringt die Kontrolle durch die Regie auch einen neuen Zugang zum eigenen Spiel?
PIA HIERZEGGER: Ich habe viel Spielerfahrung, daher war wenig überraschend für mich, aber ich bin mit einer Kollegin vom Theater im Bahnhof
das Buch durchgegangen und hab sie gefragt, wie sie die Rolle sieht. Das hat mir sehr geholfen. Elli könnte schnell zu tragisch
und destruktiv werden, da hat sie mich darauf hingewiesen, wo ich da gegensteuern sollte. Ich bin nicht in allem mit mir zufrieden,
das bin ich nie. Ich schaue mich bei Drehs nicht gerne an. Was mir viele Kolleg:innen geraten haben, war darauf zu achten,
mehrere Varianten zu haben, weil es für den Schnitt sehr wertvoll ist. Zu meinem eigenen Spiel habe ich auch von Uschi, manchmal
von der Regieassistenz oder vom Script Feedback bekommen, was mir sehr geholfen hat. Über die Drehwochen hinweg bekommt man
eine Routine und ich hatte ein super Team, das mich durchgetragen hat und das mir versicherte, dass manche Fragen und Zweifel
normal seien. Beim Schauspiel fällt mir immer gleich etwas ein, da habe ich das richtige Vokabular, um Leuten zu helfen. Schwieriger
waren andere Situationen. Wenn am Set drehtechnisch unvorhergesehene Dinge passieren, da dann schnell die richtige Lösung
zu finden, dafür haben mir anfangs die richtigen Vokabel gefehlt. Das lernt man dann beim Tun. Was mir am meisten abgegangen
ist, ist mehr Vor- bzw. Nachlauf bei den einzelnen Szenen, das würde ich jetzt anders machen.
Es sieht so aus, als hätten Sie an sehr vielen Locations gedreht? Auf engem Raum im Wohnmobil zu drehen, könnte auch seine
Tücken haben. Gibt es Momente, die Ihnen in Erinnerung geblieben sind?
PIA HIERZEGGER: Ich denke an die Szene, als der Wohnwagen von Elli, Astrid und Isabella bezogen wird, da waren wir zu fünft, Josef Hader und
Zaid Alsalame waren auch dabei
Da dachte ich kurz, „Jetzt fliegt es auf, dass ich das nicht gelernt habe“. Dann habe ich
mich aber in die Schauspiel-Seite versetzt und mich daran erinnert, dass ich als Schauspielerin in so einer Situation auch
nicht von der Regie verlange, dass mir alles angesagt wird. Dafür gibt es ja Proben. Wir haben die Position der Kamera und
die Bewegungen der Figuren festgelegt und es hat funktioniert. In mir hat sich Erleichterung eingestellt, als schnell klar
war, dass gute Lösungen gefunden werden, weil alle daran interessiert sind. Auf die Szene am Strand hatte ich mich gefreut,
weil ich dachte, da bin ich ganz allein und gehe nur. Da hat sich für Klemens Hufnagl das Drehen mit der Handkamera als nicht
so einfach herausgestellt. Und eine Szene, die mich wirklich gestresst hat, war das Telefonat am Handy, wo ich meinen Text
in die schon existenten Handybilder timen musste, gleichzeitig hatte ich herumzudrücken und noch allen zu sagen, wie wir’s
machen. Da habe ich fast die Nerven weggeworfen. Grundsätzlich war die Zusammenarbeit mit Klemens war großartig. Er hat mir
immer gesagt, was möglich war, was man vorbereiten konnte und er hat verstanden, dass ich möglichst oft das Trio im Bild haben
wollte. Die Auflösung war exakt vorbereitet und dennoch war er sehr flexibel, wenn etwas dann nicht so ging wie vorbereitet.
Es hängt sehr viel von den Menschen im Team ab, dass die Stimmung gut ist. Es bleibt ja nur ein Film und die Menschen sind
mir wichtiger als ein Detail in einer Einstellung.
Haben die Bilder, wie Sie sie im Drehbuch im Kopf entstanden waren auch am Set Gestalt angenommen. Oder bedeuten Dreh und
Schnitt noch sehr viel Bereitschaft zum Kompromiss?
PIA HIERZEGGER: Das ist schwierig zu beurteilen. Die Bilder, die jetzt da sind, überlagern die intensive Schreibarbeit, die weit zurückliegt.
Ich erinnere mich, als ich bei der Motivsuche erstmals den Campingplatz am Erlaufsee besucht habe: Ich konnte es nicht glauben,
denn es sah so aus, wie ich es im Kopf hatte. Am Lido hatte ich viel recherchiert, daher entspricht das meiste meinen Vorstellungen.
Wenn ich jetzt nochmal die Chance hätte, würde ich bei den Schauspieler:innen auf weniger Maske wertlegen und ein bisschen
mehr „Dreck“ zulassen. Die Autowerkstatt hatten wir ausgesucht, weil sie dunkel und etwas heruntergekommen war, für den Dreh
hatten die Besitzer:innen sie dann leider frisch ausgemalt.
Wie sehen Sie jetzt nach dieser ersten erfolgreichen Erfahrung die Kombination Drehbuch, Regie, Hauptrolle? Überwiegen die
Synergien oder doch die mehrfache Belastung?
PIA HIERZEGGER: Ich würde es nicht sofort wieder machen. Eher Schreiben und Spielen oder Schreiben und Regie ohne Spiel. Ich glaube, dass
in der Regie durch die Beobachtung, was da passiert, noch viel mehr möglich ist. Das würde mich sehr interessieren. Es würde
mich aber auch reizen, nur zu spielen und nur Verantwortung für die eigene Arbeit zu haben. Dennoch bin ich sehr froh, dass
ich es versucht habe. Es geht mir da wie den Frauen in meinem Film, es war der Punkt, wo ich mir sagte: „Das muss ich jetzt
mal probieren, sonst ärgere ich mich, dass ich es nicht getan habe“. Ein wichtiger Schritt für mich, war auch, dass ich mir
für die Rolle der Elli die Haare ganz kurz geschnitten habe. Das war nur für diese eine Arbeit – ein bisschen wie Jules Vernes
Zwei Jahre Ferien –, wie ein Eintauchen in eine andere Blase. Dann kehrt man zurück, kann den Alltag wieder schätzen, aber
auch, dass man sich einer Herausforderung gestellt hat.
Ich würde jetzt nicht sagen, „Ich kann das“, sondern was mich viel mehr gefreut hat, war zu entdecken, dass ich teamfähig
bin. Ich hoffe, die anderen sehen das auch so. Man hat viele Expert:innen am Set, die wissen oft die Lösung. Mir hat es geholfen,
aus Angeboten entscheiden zu können. Es macht ja auch Spaß, mit den Leuten im Team zu kommunizieren und am Abend sagen zu
können: „Heute haben wir den Sturm und den herabfallenden Ast geschafft“. Ich sage das jetzt aus der Distanz. Dazwischen war
ich auch sehr angestrengt, durchscheinend und hungrig.
Interview: Karin Schiefer
April 2025