INTERVIEW

«Man kann in Antworten auch hineinwachsen.º

Simon Maria Kubiena hat in der Chimäre den Grundton für sein filmisches Erzählen entdeckt: Die Pflanze, die zwei in einem ist, die die Früchte der einen, der anderen oder beider zugleich trägt, bringt seine Suche abseits eindeutiger Positionen auf den Punkt. Ein junger Mann, seine Schuld und seine Familie, die dazu schweigt, setzen die Handlung seines Debütfilms DAS BLÜHEN EINER CHIMÄRE in Gang. Ein vielschichtiger Stoff, mit dem er sich in den letzten Monaten über La Résidence, die Locarno Filmmakers Academy sowie die Kopro-Meetings Alliance 4 Development und CineLink bereits in einer frühen Phase stark international vernetzen konnte.
 
 
Bevor wir auf den Inhalt Ihres ersten Langfilm-Projekt DAS BLÜHEN EINER CHIMÄRE eingehen, würde ich gerne beim Titel innehalten und fragen, in welcher Bedeutung der Begriff der Chimäre hier zu verstehen ist?
 
SIMON MARIA KUBIENA:
Mit 18 hatte ich eine sehr wichtige Verbindung mit einem älteren Mann, den ich in einem Krankenhaus kennengelernt hatte. Er hatte Pflanzen, u.a. eine Citrus Bizzaria, das ist eine Chimäre zwischen Zitrone und Limette. Es ist eine Pflanze, die sowohl beide Früchte trägt, oder wo die Früchte und Blätter eine Mischung aus Zitrone und Limette sind. Diese Pflanze hat mich nicht mehr losgelassen, weil sie ein Sinnbild dafür darstellte, was wir damals füreinander waren – jemand zum Zuhören, möglicherweise war da aber auch mehr, ohne dass wir es benennen konnten. Es war eine Verbindung zwischen den Stühlen, und genau das ist eine pflanzliche Chimäre. Mich fasziniert dieser Begriff, weil er versucht, Eindeutigkeit in eine Uneindeutigkeit zu bringen. Genau das will auch mein Film DAS BLÜHEN EINER CHIMÄRE. Man muss den Zustand aushalten, etwas nicht genau benennen zu können.
 
 
Wie verbindet sich das zwittrige Wesen dieses Begriffs mit den zentralen Themen Ihrer Geschichte?
 
SIMON MARIA KUBIENA:
Ich arbeite seit zwei Jahren am Buch, das sich in dieser Zeit sehr geformt hat. Die Verbindung eines 18-Jährigen mit einem Mann Mitte fünfzig spannt den Bogen zum Thema sexualisierter Gewalt unter jungen Männern und der Frage des Umgangs der Gesellschaft mit jemandem, der sich schuldig gemacht hat. Das Bild geht zum einen dahingehend auf, als die beiden Männer nicht wissen, wer sie füreinander sind und alles füreinander sein könnten, solange es den Blick von außen nicht gibt. Das Publikum lernt einen jungen Mann kennen, entwickelt vielleicht Sympathien für ihn und muss peu à peu entdecken, dass er mit einer Schuld aufgeladen ist, die es sehr schwer macht, mit ihm weiterhin mitzufühlen. Darin besteht die zwittrige Natur der Positionierung ihm gegenüber. Ich selbst wüsste nicht, wie ich mit einem Freund umgehen würde, der mir erst lange nach unserem Kennenlernen eine strafbare Handlung aus der Vergangenheit gesteht. Sexualisierte Gewalt unter jungen Männern ist medial wie auch im Kino total unterrepräsentiert.
 
 
Haben Sie dazu auch recherchiert?
 
SIMON MARIA KUBIENA:
Ich war im Austausch mit katholischen Privatschulen angesehen, was ich das aus meiner Kindheit und Jugend kenne und habe mich gefragt, wie ich damit umginge. Es gibt in dem Kontext solcher Schulen meiner Recherche nach, weil es ja außerhalb der Norm liegt, eine weniger klare Handhabe als im heterosexuellen Bereich, wo es jetzt immerhin Fortschritte gibt. Zum anderen habe ich mich mit dem Wiener Verein Limes beschäftigt, der sich mit jungen Sexualstraftätern und der Frage ihrer Resozialisierung auseinandersetzt. Mich berührt vor allem, wie die Therapeut:innen das Gute in den jungen Männern sehen. Auch mein Film geht der Frage nach, was wünscht man jemandem, der etwas falsch gemacht hat?
 
 
Musste Jakob für seine Schuld einstehen?
 
SIMON MARIA KUBIENA:
Der Film beginnt, als der Vorfall schon eine Weile zurückliegt. Als Zuschauer:innen bekommen wir mit, dass die Eltern Jakob vor den juristischen Konsequenzen geschützt haben. Ich möchte fragen: Was passiert mit jemandem, der für sein Handeln keine Konsequenzen tragen musste, weil die Eltern alles unter den Tisch gekehrt haben, um die gute Optik nach außen zu bewahren? Als Täter trägt man es dennoch immer mit sich. Die Familie findet in der Anerkennung der Tat keinen Umgang mit ihm, weil sie ihn dann ja nicht mehr lieben könnte.
 
 
Beim Sichten Ihrer Kurzfilme Blaues Rauschen, Mise à nu, At home I feel like leaving tauchen Themen wie die Suche nach Verständnis, nach Zugehörigkeit, nach sexueller Identität junger Menschen auf. Welche Fragen treiben Ihre Erzählungen an?
 
SIMON MARIA KUBIENA:
Die Filme reflektieren die Themen, die mich zwischen 21 und 26 beschäftigt haben. Vieles davon fließt in meinen ersten Langfilm ein. Zu sexueller Identität beschäftigt mich der Gedanke, dass man als junger Mensch glaubt, dies definieren zu müssen. Das sagt einem natürlich das Umfeld, die Sozialisierung. Das Bild der Chimäre transportiert die Möglichkeit, dass man Mehreres gleichzeitig sein und es aushalten kann, es nicht zu wissen. Man kann in Antworten auch hineinwachsen. Verständnis ist ein wichtiger Aspekt: Mich sprechen Geschichten an, die mich als Zuschauer einbinden, um etwas zu verstehen. Ich möchte mich mit der Frage auseinandersetzen, wie ein Film versucht, die Zuschauer:innen in eine Position in Bezug zu einer Figur zu bringen, um sie zu kategorisieren. Je mehr ich aber weiß, umso schwieriger fällt es mir, mich zu positionieren. Sexualität spielt eine wichtige Rolle, weil sich viele Menschen darüber ausleben und vor allem junge Menschen auch definieren. Es hat viel mit Verletzlichkeit zu tun, Gewalt und Zärtlichkeit liegen sehr nah beieinander. Mich interessieren diese Grauzonen sehr. In At home I feel like leaving wollte ich eine abgeschiedene Dorfgemeinschaft erzählen, die wie Familie funktioniert. Familie interessiert mich ungemein, weil Liebe und Enge so nahe beieinander liegen. In DAS BLÜHEN EINER CHIMÄRE wird es Antworten geben, um es dann wieder aushalten zu müssen, dass diese vielleicht nie die ganze Wahrheit sein können.
 
 
Familie wurde gerade als wichtiges Thema erwähnt; für mich entsteht der Eindruck, dass es sich um eine Form von Familie handelt, die kein Zuhause ist, die nicht das einlöst, was Familie sein sollte. Und die vor allem Tabus erschafft.
 
SIMON MARIA KUBIENA:
Ich finde, solange man von einem gesellschaftlichen Tabu spricht, bleibt es sehr abstrakt. In der Familie ist das konkreter, da hat der Sohn eine Gewalttat begangen, zu der die Eltern keinen Zugang finden, auch, weil die Gesellschaft sie in diesem Zusammenhang im Stich lässt. Sie entscheiden sich, es unter den Tisch zu kehren. Mich interessiert die Frage, wie gehe ich mit dem strafbaren Handeln meines Kindes um? Kinder spiegeln einen wider und die Handlungen der Eltern haben Auswirkungen auf das Kind. Wenn ein Kind eine so furchtbare Tat begeht, dann kann es auch etwas über die Eltern aussagen. Ich glaube, das bringt die Eltern in eine unheimlich schwierige Situation und es berührt mich, dass sie von Liebe angetriebe Fehler machen. Sie können es aber nur, wenn sie die Fakten wegignorieren; sie auszublenden wird aber immer schwieriger werden und in anderer Form an die Oberfläche kommen.
 
 
Jakobs Schwester Mira scheint da eine interessante Rolle einzunehmen.
 
SIMON MARIA KUBIENA:
Die 13-jährige Schwester ist mit Jakob und Marius eine der drei Kernfiguren, weil sie noch den unschuldigen Teil der Familie verkörpert. Sie steht für die Kindheit, für die Zeit vor der Schuld, nach der Jakob sich zurücksehnt. Ihre Sicht auf ihn ist ihm am wichtigsten. Ich habe selbst zwei jüngere Geschwister, diese aus meinem Leben zu verlieren, wäre für mich unvorstellbar, weil man ja als Geschwister ein ganz besonderes Vertrauen zueinander hat, sich in vielen Lebensphasen erlebt und gegenseitig eine Stütze sein kann. Mira bewegt sich auch noch in dem Kontext der Schule, den Jakob verlassen musste und bekommt die Konsequenzen von Jakobs Tat in anderer Form zu spüren. Jetzt, wo Mira in ein Alter kommt, wo sie beginnt, mit sexuellen Erfahrungen zunehmend in Berührung zu sein, gerät Jakob noch mehr unter Druck. Ihrer beider Sprachlosigkeit gegenüber dem, was damals passiert ist ebenso wie gegenüber dem, was jetzt passiert, eint sie. Irgendwie versuchen sie, füreinander da zu sein.
 
 
Visuell scheint mir Ihr zentrales Interesse dem Körper zu gelten.
 
SIMON MARIA KUBIENA:
Wir verhandeln über den Körper Dinge, für die wir noch keine Sprache haben und hier schließt sich wieder ein Bogen zur Chimäre. Im Körper spiegelt sich auch die Vergangenheit wider, ebenso wie die Vergangenheitsbewältigung. Es hat mit dem Menschen zu tun, aber auch mit Kino an sich, wo es um Bewegung und sensuelle Aspekte geht. Solche Filme sprechen mich sehr an.
 
 
Gibt es Filmemacher:innen, die Sie inspirieren?
 
SIMON MARIA KUBIENA:
Es fallen mir gleich die Arbeiten von Edward Yang wie Yi Yi oder Taipei Story. Es geht sehr viel darum, wie das Außen das Innen spiegelt. Es geht mir weniger um den Blick auf den Körper als vielmehr um den Blick auf den Körper im Raum und die Körper zueinander.
 
 
Von Ihren drei Kurzfilmen sind zwei bei der Berlinale gelaufen, einer davon ist auf Französisch, die anderen auf Deutsch gedreht. Ihr Werdegang ist in einem internationalen Umfeld eingebettet; können Sie diesen kurz beschreiben?
 
SIMON MARIA KUBIENA:
Der internationale Aspekt meiner Ausbildung hat mir sehr gutgetan. Ich hatte mich an allen Filmschulen im deutschsprachigen Raum beworben und wurde in Ludwigsburg genommen. Ludwigsburg hatte den Vorteil, dass dort alle Genres von Arthouse über Sci-Fi bis zur Werbung geboten werden und ich dachte, „Dort, wo ich alles machen kann, lerne ich am besten „Nein“ zu sagen“. Toll ist auch die internationale Ausrichtung der Schule, es gab einen Austausch mit La Fémis, den ich nutzen konnte. Frankreich hat mich als Kinoland immer schon fasziniert – ich denke an Céline Sciamma oder Maurice Pialat. So konnte ich meine Perspektive durch ein Studienjahr in Paris erweitern, aber auch in Ludwigsburg wurden wir von einem sehr breiten Spektrum an Filmschaffenden von Maren Ade bis Béla Tarr unterrichtet. Unterschiedlicher kann ein Zugang zum Kino kaum sein. Über Ludwigsburg hat sich auch die Möglichkeit aufgetan, mit Ressourcen aus Deutschland, wie u.a. die Zusammenarbeit mit Arte und SWR, in Österreich zu drehen. Ich habe z.B. gemeinsam mit dem Tonmeister, den ich an La Fémis kennengelernt hatte, im Traisental in Niederösterreich drehen können und wir haben uns innerhalb unseres Teams aus Österreich, Deutschland und Frankreich über Themen, die uns und den Film bewegen, auseinandergesetzt. Zuletzt habe ich in London studiert, das war noch das Tüpfchen auf dem I. Ich hatte in Ludwigsburg das Gefühl, in Regie sehr toll ausgebildet zu werden, für Drehbuch war nie genug Zeit. Es ist mir schwergefallen, mich an meinen Langfilm heranzuwagen. Eva Trobisch, die mit Alles ist gut 2018 einen sehr vielschichtigen Abschlussfilm gemacht hat, hat mich auf die London Film School aufmerksam gemacht, wo es ein einjähriges reines Drehbuchstudium gibt. Das Spannende war der impulsive Zugang, wo man sich nicht lange in einer Intellektualisierung des Stoffes aufhielt. Das Wichtigste waren die Figuren. Wir waren angehalten, sehr viel zu schreiben, viele Drehbücher zu lesen und ohne Treatment innerhalb von zwei Wochen eine erste Fassung zu schreiben. Das war so instinktiv und hat mich auch wieder mit meiner eigenen Schauspielerfahrung als Kind und Jugendlicher verbunden. Das Improvisieren ist mir näher, als etwas im Kopf durchzudenken. Es hat sich eine unglaubliche Spielfreude entwickelt und hat mich auch durch meine Kommiliton:innen mit Stoffen und Drehbüchern von verschiedenen Kontinenten in Verbindung gebracht.
 
 
Mit dem internationalen Austausch ging es dann weiter. Die nächste Etappe war das Résidence-Programm des Festivals von Cannes. Was umfasst dieses Programm?
 
SIMON MARIA KUBIENA:
Ich stand vor der Frage, wie ich den Weg aus der Filmschule hin zu dem ersten Langfilm so smooth wie möglich gestalten könnte. Mein Gedanke war, den Ball weit hinauszuspielen. La Résidence stand natürlich ganz oben, weil Talentförderung einen großen Stellenwert hat und es mit einem elitären Dunstkreis verbunden ist, der einem helfen kann. Ich habe mich mit dieser ersten Fassung, die ich in London auf Englisch schreiben musste, bei mehreren Labs beworben und nach mehreren Absagen, kam der Anruf von Stéphanie Lamome von La Résidence ... Es werden sechs Filmemacher:innen genommen, die an ihrem ersten oder zweiten Film arbeiten. Es gibt zwei Ziele: die Vernetzung mit der französischen Industrie und Filmlandschaft und auch ein Verständnis für die Funktionsweise eines Festivals wie Cannes zu entwickeln; wir waren z.B. auch im Austausch mit dem Auswahlkomitee. Ich glaube, ich habe noch nie etwas so Elitäres erlebt und bin gleichzeitig sehr dankbar für diese Chance. Es war ein Riesenglück, keine Frage. Eine schöne Entdeckung war es insbesondere in all dem Trubel mit viel Oberflächenglanz, Menschen kennenzulernen, die uns auf Augenhöhe begegnet sind und die einfach für Film brennen.
 
 
Wie kann man sich das gemeinsame Wohnen und Arbeiten vorstellen?
 
SIMON MARIA KUBIENA:
Wir waren in einer riesigen Wohnung unterhalb von Montmartre und durften hier viereinhalb Monate wohnen. Die Wohnung ist voller DVDs, wir hatten gratis Zugang zu den MK2-Kinos, zur Cinematèque, zum Forum des Images. Einmal in der Woche war Französisch-Unterricht, wir hatten drei Script Consulting-Gespräche mit Dramaturg:innen unserer Wahl, Pitching-Training und einen Pitch im Rahmen des Festivals von Cannes. Ein Teil des Programms gilt dem „In-die-Branche-Drücken“, der zweite Teil besteht in viel Zeit, um zu schreiben, nachzudenken, ins Kino zu gehen und sich der Frage zu widmen, was für Filme man gerne machen möchte. Aus dem engmaschigen Studium in London direkt in dieses Programm hinein, hat für mich sehr viel Zeit zum Reflektieren eröffnet Die weiteren „résidents“ unserer Gruppe kamen aus Italien, China, Brasilien, USA und Ungarn. Wir haben sehr viel Zeit in der Wohnung verbracht und auch viel nicht über Film geredet, z.B. darüber, wie man leben will. Es hatte etwas sehr Verbindendes, weil wir uns sehr gut verstanden haben, die Kehrseite ist vielleicht die, dass in dieser Aufmerksamkeitssphäre der Druck auf den ersten Langfilm steigt.
 
 
Der Sommer geht nun mit weiteren internationalen Vernetzungsprogrammen in Locarno und Sarajevo weiter.
 
SIMON MARIA KUBIENA:
In Locarno ist unser Film in Alliance 4 Development vertreten, das zum Ziel hat, mit dem Stoff in einem Netzwerk aus Koproduzent:innen, Sales, Verleih in Austausch zu treten und das Projekt auf sein Verwertungspotenzial abzuklopfen. Super ist deshalb auch, dass wir mit der Redaktion des ZDF – Das Kleine Fernsehspiel zusammenarbeiten und wir bereits vom ÖFI in der Stoffentwicklung gefördert wurden. Während La Résidence noch sehr aufs Development den Fokus gerichtet hat, geht es bei Alliance stark ins produzentische Arbeiten. Ich bin darüber hinaus auch in die Locarno Filmmakers Academy eingeladen, die eher bei La Résidence anknüpft. Die Prämisse ist, uns inspirieren zu lassen und darüber zu reflektieren, warum wir Filme machen. Wir können an vielen Masterclasses aus verschiedenen Gewerken teilnehmen, Filme sichten, sozusagen unser „kindliches kreatives Ich“ von diesen etablierten Kreativschaffenden inspirieren lassen. Was mein Projekt betrifft, werden also beide Standbeine bedient. Bei Alliance bekommt man nochmal sehr viel Feedback zum Stoff, was für mich ein wichtiger Lernprozess ist zu erfahren, was der Film auslöst. Bei CineLink in Sarajevo wird es um sehr ähnliche Fragen und das Finden von zukünftigen Partner:innen bei Sales und auch Koproduktion gehen. Ich bin auch darauf gespannt zu erfahren, wie die unterschiedlichsten Menschen den Film lesen. Wenn jemand, der aus einer komplett anderen Kultur oder Sozialisierung kommt, mit meinem Stoff etwas anfangen kann und auch umgekehrt, das ist so ein Brückenschlag, was mir sehr viel Hoffnung macht.
 
 
DAS BLÜHEN EINER CHIMÄRE ist ein Projekt, das von einer neuen Produktionsfirma – Chimera Film – produziert wird. Wer steht hinter dieser neuen Firma?
 
SIMON MARIA KUBIENA:
Chimera Film gründet sich gewissermaßen nun mit diesem Langfilmprojekt. Dahinter stehen Elli Leeb, Fabian Leonhardt und ich, auch wenn ich jetzt mal nicht in produzentische Agenden eingebunden bin. Wir entwickeln seit zwei Jahren gemeinsam und haben schon für At home I feel like leaving, meinen letzten Kurzfilm, in unterschiedlichen Positionen zusammengearbeitet. Wir sind sehr verbunden, mit Fabian habe ich in Ludwigsburg studiert, wo er sich auf die Produktion internationaler Projekte fokussiert hat und gleichzeitig für The Match Factory arbeitete. Elli, die auch Cinema Next leitet, hat Elena Wolffs Film Asche (2024) produziert, der mich in seiner Unabhängigkeit wie Eigenwilligkeit sehr inspiriert hat. Die Gründung von Chimera Film ist, denke ich, unsere Antwort auf Unbeständigkeit in der Branche. Wir haben vor zwei Jahren ein Finanzierungskonzept erstellt, einzelne Förderungen davon gibt es in dieser Form nicht mehr. Es ist ein konstantes Sich-Anpassen an einen Wandel. Gleichzeitig ermöglicht uns eine eigene Firma Autonomie in einer Zeit, in der man konstant mit Ohnmacht konfrontiert ist. Für uns fühlt es sich gut an, mit Vertrauten ins Unvertraute gehen. Mittlerweile haben wir auch neue Vertraute auf dem Weg gefunden und neu ist, dass DAS BLÜHEN EINER CHIMÄRE eine österreichische Koproduktion zwischen Chimera Film mit Panama Film als Senior-Firma wird.
 
 
Wie sieht der Zeitplan aus, wenn alles optimal läuft?
 
SIMON MARIA KUBIENA:
Wenn alles ideal läuft, würden wir gerne im Laufe 2025 und 2026 die Finanzierung schließen, im Laufe der kommenden Monate mit Casting und Motivsuche beginnen. Ende 2026, Anfang 2027 drehen. Ich freue mich sehr, dass viel in Wien spielen wird, weil sich mein Blick auf die Stadt nach den letzten Jahren in Ludwigsburg, Paris und London verändert hat. Es macht Spaß zu suchen, was noch da ist und zu finden, was neu ist. Und international im Austausch zu bleiben.


Interview: Karin Schiefer
August 2025
 






«Das Bild der Chimäre transportiert die Möglichkeit, dass man Mehreres gleichzeitig sein und es aushalten kann, es nicht zu wissen. Man kann in Antworten auch hineinwachsen.»